Planerischer Dichtestress

Juho Nyberg
25. de novembre 2019
Das Enso-Gutzeit-Haus am Südhafen von Helsinki strahlt in weissem Marmor. (Foto: 199pema via wikimedia.org)

Architektonisch tut sich derzeit viel in den grossen Städten Skandinaviens – so auch in Helsinki. Solange die Fähren aus Schweden noch an den alten Landestellen inmitten der finnischen Kapitale anlegen, empfängt sie die Schiffsreisenden mit ihrer grossartigen Stadtsilhouette. Während im Hintergrund die beiden Türme des Doms und der Uspenski-Kathedrale emporragen, reihen sich entlang des Hafenbeckens zahlreiche architektonische Zeitzeugen aneinander. Das geschäftige Treiben bei den Marktstände und -cafés wird derweil von den Möwen argwöhnisch beobachtet.

Ein bedeutendes Gebäude aus neuerer Zeit ist zweifellos das von Alvar Aalto entworfene Geschäftshaus des Papierunternehmens Enso-Gutzeit (heute Stora Enso). Das 1962 fertiggestellte Gebäude glänzt beinahe dank seiner Fassade aus Carrara-Marmor, die leicht facettiert ist und so das Licht auf unterschiedliche Weise reflektieren. Nach gut einem halben Jahrhundert genügt das von den Einheimischen «Zuckerwürfel» genannte Bürogebäude nicht mehr den Ansprüchen an moderne Arbeitsplätze. Deshalb plant das Unternehmen nun den Umzug in die nahe Umgebung: Nur gut 400 Meter entfernt soll aus nachhaltigen Materialien neu gebaut werden. Die Rede ist derzeit von einem Holzbau, was natürlich dem Hauptnutzer gleich als Visitenkarte dienen könnte. Zudem würde es schön in den Kontext passen, steht doch die Bade- und Saunalandschaft «Allas» gleich nebenan.

Von den geplanten rund 20'000 Quadratmetern Nutzfläche bezieht das Papierunternehmen etwa ein Viertel. Neben weiteren Büros soll ein Hotel im Neubau unterkommen. Für das Projekt soll ein internationaler Einladungswettbewerb ausgelobt werden.

Das sehr beliebte Bad «Allas» im Herzen Helsinkis; im Hintergrund links ist das Enso-Gutzeit-Haus zu sehen. (Foto: Paasikivi via wikimedia.org)

Gegenüber sollte eigentlich einmal ein Guggenheim-Museum stehen. Nach langem Gerangel wurde das Vorhaben jedoch 2016 vom Stadtrat Helsinkis abgelehnt. Die Entwicklung des Areals stagniert seither. Zwar wurde in der vergangenen Legislaturperiode Finnlands das Projekt eines Architektur- und Designmuseums aus der Taufe gehoben – genau an dem Ort übrigens, an dem das Guggenheim hätte entstehen sollen. Doch seit der Konstitution der neuen Landesregierung wird das Vorhaben nicht mehr mit dem gleichen Enthusiasmus vorangetrieben. Mittlerweile ist nur noch die Rede davon, dass das Gebiet insgesamt entwickelt werden soll. Der Stadtpräsident Helsinkis zeigte sich sichtlich enttäuscht und zugleich ungeduldig. Man könne nicht «ewig warten», so Bürgermeister Jan Vapaavuori. So sei anstelle des Museums auch eine andere öffentliche Nutzung denk- und wohl auch planbar.

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