Ein Haus als Erinnerungsspeicher

Leuthold von Meiss Architekten
6. März 2019
Blick von Süden auf das Haus mit neuer Pergola. Bild: Matthias Brücke
Nutzung Wohn- und Atelierhaus
Ort Spiegelberg, 8340, Wernetshausen, ZH
Auftragsart Studienauftrag auf Einladung
Bauherrschaft Privat
Architektur Leuthold von Meiss Architekten ETH SIA, Zürich ZH |
Nicole Leuthold, Irène von Meiss, Margit Pschorn
Fachplaner Bauingenieur: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich ZH | Bauphysik: Bauphysik Meier AG, Dällikon ZH | Heizung und Sanitär: Besmer AG, Wald ZH
Jahr der Fertigstellung 2018
Kunst am Bau Autor Patricia Bucher, Zürich ZH
Kunst am Bau Kurzbeschrieb «Ein Vierbein-Ofen, ein Blitz, zwei Tiere mit Kratzhaaren und ein Zickzack»
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeister: Stalder AG, Wald ZH | 
Holzbau: Bosshard Holzbau, Wernetshausen ZH | Malerarbeiten: Orani Malersysteme AG, Volketswil ZH | Fensterbau: Haupt AG,  Russwil LU | Gipser- Lehmputzarbeiten: Fläche und Form, Grabs SG, Max Schweizer AG, Zürich ZH | Metallbau- und Schreinerarbeiten: Stahl und Traum AG, Zürich ZH
Fotos Matthias Brücke
Neue Durchblicke und räumliche Grosszügigkeit prägen den Umbau. Bild: Matthias Brücke
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Das im Jahre 1777 erbaute Haus am Spiegelberg wurde bereits mehrmals umgebaut und umgenutzt und zeigt seine Baugeschichte sichtbar. Es hat über die Jahre unterschiedliche Bewohner*innen und Nutzungen beherbergt, die alle ihre baulichen Spuren hinterlassen haben. Mit der Aufgabe, den Spiegelberg zu einem Wohn- und Atelierhaus für mehrere Parteien umzubauen, soll der Geschichte des Hauses ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden.

Bauliche Zeitzeugen wurden zum wesentlichen Bestandteil des neuen Entwurfs. Bild: Matthias Brücke
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Vorhandenes Material und hinterlassene Spuren wurden zunächst «archäologisch» gesammelt. Die baulichen Zeitzeugen sollten Bestandteil des neuen Entwurfs werden. Geschichten und Erinnerungen wurden erforscht und bildeten die Grundlage für die neuen Interventionen. Durch Überlagerungen, Ergänzungen oder Umdeutungen des Vorgefundenen entstand eine mehrdeutige  und verdichtete Collage mit zahlreichen Narben.

Neuer Treppenaufgang als Weiterführung des Bestands. Bild: Matthias Brücke
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?

Der Wunsch der Bauherrschaft, das Haus gemeinsam mit mehreren Parteien als zeitweiliger Wohn- und Arbeitsort zu nutzen, war für den Entwurf von Anfang an bestimmend. Es war wichtig, unterschiedliche Gemeinschaftsräume zu schaffen. Sie bilden geschossübergreifend eine zusammenhängende, vertikale Raumfolge. Durchbrüche lassen dabei neue Blickbeziehungen entstehen und schaffen eine räumliche Grosszügigkeit. Ausserdem können Einbauten wie das ausziehbare Gästezimmer unter dem Dach oder das raumtrennende Spiegelkabinett im Bad jeweils auf eine unterschiedliche Anzahl von Bewohner*innen reagieren.

Raumerweiterung vom Bad in den Dachstock. Bild: Matthias Brücke
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?

Der Umbau am Spiegelberg knüpft in vielerlei Hinsicht bei Themen an, die uns bei unseren bisherigen Entwürfen beschäftigt haben. Das Interesse für die räumliche und atmosphärische Transformation von Orten ist in unserer Arbeit zentral. Dabei geht es uns darum, das Verhältnis von Bewahren und Verändern fein auszutarieren, um ein neues einheitliches Werk zu schaffen. Auch das Thema der inneren Verdichtung und der Suche nach nutzbaren Raumreserven innerhalb einer gegebenen Hülle beschäftigt uns immer wieder.

Blick ins Gartenzimmer. Bild: Matthias Brücke
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die am Spiegelberg vorgefundenen Materialien waren alle natürlich und ökologisch nachhaltig. Diese Kriterien waren ausschlaggebend für die Auswahl der ergänzenden Materialpalette. Im Dachraum wurden Wände und Decken zum Beispiel mit lehmverputzen Schilflehmmatten verkleidet. Im Badezimmer  sind die Wände mit Tadelakt verputzt, die übrigen Wände mit einem Kalkputz. Als Bodenbelag wurde neu einerseits ein Lehmkaseinboden, andererseits ein geschliffener Hartbeton eingebaut. Diese natürlichen Oberflächen tragen – neben einer guten Ökobilanz – alle zu einem angenehmen Raumklima bei.

Dachraum mit Gästezimmer. Bild: Matthias Brücke
Situationsplan. Bild: Leuthold von Meiss Architekten
Gartengeschoss. Bild: Leuthold von Meiss Architekten
Erdgeschoss. Bild: Leuthold von Meiss Architekten
Erstes Obergeschoss. Bild: Leuthold von Meiss Architekten
Dachgeschoss. Bild: Leuthold von Meiss Architekten
Längsschnitt. Bild: Leuthold von Meiss Architekten
Querschnitt. Bild: Leuthold von Meiss Architekten

Vorgestelltes Projekt

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Haus Zürichsee

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