Kinderparadies aus Holz

Büro B Architekten
20. Januar 2022
Offene Terrassen verbinden die Innenräume mit dem Innenhof. (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Herr Hiltbrunner, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Es galt einen Ort für Kinder zu schaffen, eine Spiel- und Lernumgebung, die verschiedenste Bedürfnisse zu befriedigen und Sinne anzusprechen hat, nicht kindlich, aber kindgerecht; ein Kinderparadies, das sowohl Abenteuerspielplatz als auch heimeliger Rückzugsort ist, Bereiche des Austausches, des Spiels und der Bewegung aufweist und ebenso konzentriertes, ruhiges Schaffen ermöglicht.

Zwischen Innenräumen und Innenhof (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Hauptraum eines Kindergartens mit Blick zur Terrasse (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Der 4-fach-Kindergarten setzt sich aus zwei zweigeschossigen Pavillons mit je zwei Kindergarteneinheiten zusammen, welche um einen gemeinsamen Hof mit Terrassen gruppiert sind. Eine umschliessende Hülle fasst Pavillons, Terrassen und Hof zu einem als Einheit erlebbaren Gebäude zusammen. Die Strenge der Gebäudestruktur und der umschliessenden Hülle wird im Herz des Gebäudes durch die freie Form des Innenhofes kontrastiert. Die Gebäudeteile sind so gesetzt und stehen so in räumlicher Korrelation zueinander, dass sie differenzierte, charaktervolle Zwischenräume entstehen lassen. In Kombination mit der Landschaft wird so eine Vielzahl von Fluchtungen, Sicht- und Raumbezügen sowie – abhängig von den Jahreszeiten – atmosphärischen Szenarien und Bildern erzeugt.

Vorraum mit den Garderoben (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der Neubau selbst ergänzt die bestehenden Solitärbauten der Schulanlage Rain, die entlang einer zentralen Verbindungsachse aufgereiht sind. Auf der Nordseite dieser Achse thront der Neubau auf einer leicht erhöhten Ebene und ist südseitig erschlossen. Er präzisiert die Lage des bestehenden Sportplatzes, grenzt sich aber durch eine Hecke vom übrigen Schulgelände ab, sodass die jüngsten der Kinder dort geschützt spielen können. Die Erschliessung des Gebäudes erfolgt über den zentral gelegenen Innenhof. Die Anordnung generiert unterschiedliche Aussenräume – einen grosszügigen gemeinschaftlichen Bereich zwischen dem neuen Gebäude und der bestehenden Baumallee, einen weiteren kleinen, ebenso gemeinschaftlich nutzbaren Bereich westlich neben dem Gebäude und zusätzlich auch den Innenhof im Zentrum der Anlage.

Blick vom Hauptraum zum Gruppenraum, auf die Garderoben und zum Materialraum (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Eine der zentralen Prämissen, die den Entwurf leiteten, beinhaltet die Entfaltung einer kindergerechten Raumlandschaft. Stimmen von Fachpersonen aus der Pädagogik wurden von Anfang an in die Planung mit einbezogen. So schafft das gewählte Kompositionsprinzip eine auf die Kinder zugeschnittene, anregende, integrierende und vielfältig nutzbare Aufenthalts-, Spiel- und Lernumgebung. Die eingesetzten Holzlamellen bilden eine Schicht, die Bereiche des Rückzugs, des Sichtschutzes und der Aussicht in sich vereint, den gesamten Bau umhüllt und zugleich freigibt. Sie setzen als verbindende Schicht prägnante Akzente.

Treppenaufgang zum Kindergarten mit Durchgang zum Innenhof (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Zugang zum Innenhof (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Während der Wettbewerbsphase haben wir verschiedenste Konzepte formuliert und überprüft und uns dann für den jetzt realisierten Entwurf entschieden, welcher im Laufe der weiteren Projektarbeit verfeinert, präzisiert und schlussendlich sehr nahe am Wettbewerbsprojekt umgesetzt werden konnte. 

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Wie bei all unseren Bauten ging es auch bei diesem Projekt darum, den Kern der Aufgabe am konkreten Ort zu erfassen und das daraus entwickelte Konzept mit architektonischen Mitteln gestalterisch und konstruktiv stimmig umzusetzen. 

Treppenaufgang vom Innenhof zur oberen Terrasse (Foto: Alexander Gempeler Architekturfotografie)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Das als reine Holzkonstruktion erstellte Gebäude ist in all seinen Teilen einheitlich materialisiert. Alle Fassadenteile wie Lamellen, Wandverschalungen, Fenster, innere und äussere Decken und Böden, Innenwände und Innentüren sind in Holz ausgeführt. Dies trägt zum äusserst charaktervollen architektonischen Ausdruck bei und schafft Ruhe und Identifikation.

Situation: Der 4-fach-Kindergarten ist Teil der Schulanlage Rain.
Grundriss Erdgeschoss: Pro Geschoss flankieren je zwei Kindergarteneinheiten den geschwungenen Innenhof.
Schnitte durch den Kindergarten und den Innenhof
Bauwerk
Neubau 4-fach-Kindergarten Rain Ittigen
 
Standort
Rain 25, 3063 Ittigen
 
Nutzung
Kindergarten
 
Auftragsart
Einzelplaneraufträge nach Projektwettbewerb mit Präqualifikation
 
Bauherrschaft
Gemeinde Ittigen
 
Architektur
Büro B Architekten AG, Bern
Dan Hiltbrunner, Jelli Thomann, Lukas Kissling, Dieter Witzig und Michael Engler
 
Fachplaner
Tragwerksplanung Holzbau: Indermühle Bauingenieure HTL/SIA, Thun 
Tragwerksplanung Fundamente: Weber + Brönnimann AG, Bern
Landschaftsarchitektur: David Bosshard Landschaftsarchitekten AG, Bern 
Heizungs- und Sanitärplanung: Gruner Roschi AG, Köniz
Elektro-und Lichtplanung: R + B engineering ag, Bern 
Bauphysik, Brandschutzplanung: Gartenmann Engineering AG, Bern  
 
Bauleitung
Büro B Architekten AG, Bern
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Gesamtkosten BKP 1–9
4,95 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
4,20 Mio.
 
Gebäudevolumen
5126 m2 (gemäss SIA 416)
 
Kubikmeterpreis
820 CHF/m3
 
Energiestandard 
Minergie Eco
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Hofer AG Bauunternehmung, Oberthal
Wenger Holzbau AG, Steffisburg 
Hinze Fensterbau GmbH, Tecknau 
Forster AG Oberburg, Oberburg
BernaRoof AG, Bern
Gasser + Bertschy Elektro AG, Bern
Storama Bern AG, Bern 
Planergie AG, Herzogenbuchsee 
Urs Roth + Co. AG, Bern 
MMP Klima AG, Belp 
Ziehli Gebäudetechnik AG, Ittigen 
Joss Schreinerei GmbH, Ittigen
Schindler Aufzüge AG, Bern
Haldimann Chromstahl + Metallbau AG, Krauchthal
Kräuchi & Bauen GmbH, Wiggiswil
Frutiger AG Bodenbelagstechnik, Bern 
Stöckli Bodenbeläge AG, Ittigen 
Bernasconi Boden Decke Wände, Bern 
Meyer Gärten AG, Belp
 
Auszeichnung 
Prix Lignum 2021
 
Fotos
Alexander Gempeler Architekturfotografie, Bern

Vorgestelltes Projekt

atelier a und b ag

Martiweg

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