Die letzten Tage der Architekturbiennale

Juho Nyberg
29. November 2012
Die letzten Tage der Biennale 2012. (alle Bilder: Juho Nyberg)

Bei sommerlichen Temperaturen wurde die 13. Architekturbiennale Ende August eröffnet. Vom britischen Architekten David Chipperfield unter dem Motto «Common Ground» kuratiert, sollte es nicht eine Werkschau der eingeladenen Architekten sein, sondern die Gemeinsamkeiten zeigen und zu diesem Zweck durchaus auch zu spontanen und geplanten Zusammenarbeiten führen.

Mittlerweile hat der Herbst und der sprichwörtliche Nebel Venedigs sich der Lagunenstadt bemächtigt. Einige Erinnerungen für die Besucher und ein letzter Blick für die (leider) Daheimgebliebenen.

Allgegenwärtige und vielfältige Bezüge zur Architektur.

Auch auf ungeplante Weise bespielt die Biennale die Stadt. Plakate und Informationsstelen sind überall anzutreffen und werden wohl noch für einige Zeit als Nachhall der Ausstellung sichtbar sein, selbst einige Vaporetti sind beschriftet.

Der Kupferkiosk von Case Studio Vogt erhält bleibende Abdrücke der Besucher.

Günther Vogts Kiosk spannt den Bogen vom öffentlichen Raum zur Biennale als Zwilling des «echten» Kiosks an der Ecke Via Garibaldi/Riva dei sette Martiri. Die ursprünglich spiegelnde Kupferhülle hat schon über die kurze Dauer der Ausstellung Patina angenommen.

Dem Ansturm erlegen: Der Kopierer von San Rocco im «Museum of Copying» von FAT.
Vorlagen für den Kopierer von San Rocco.

FAT Architecture sieht im Akt des Kopierens ein wichtiges, positives und oft surreales Phänomen». Unter anderem bieten sie in Zusammenarbeit mit San Rocco den Besuchern an, sich ihr eigenes «Book of Copies» zu erstellen. Dafür liegen insgesamt 60 Beiträge zum selber Kopieren bereit. Der zur Verfügung gestellte Kopierer konnte den Ansturm aber offenbar nicht bewältigen und war zum Schluss defekt.

Stille Faszination geht von Valerio Olgiatis Tisch aus.
Ergänzende Angaben durch fachkundige Besucher.
Grosse Nachfrage.
Die Handbibliothek im Schweizer Pavillon ist rege benutzt worden.
Japan thematisierte die Konsequenzen des Tsunamis und zog damit viele Interessierte an.

In unseren Gefilden wird mit der Naturkatastrophe, die am 11.3.2011 Japan heimsuchte, zumeist die Zerstörung der Atomkraftwerke von Fukushima und der seither plötzlich von breiten Kreisen der Bevölkerung und Politik mitgetragenen Abkehr von der Atomkraft assoziiert.

Dass es für die Bevölkerung Japans wohl vor allem ein traumatisches Erlebnis mit fast 16 000 Toten und über 2 700 Vermissten war, wird dabei leider allzu rasch vergessen. Angesichts der Zerstörung oder Beschädigung von insgesamt einer Million Gebäuden (!) mussten rasch Lösungen für zumindest temporäre Bauten gefunden werden. Die Ausstellung in Japans Pavillon beschäftigt sich unter der Leitung von Toyo Ito unter dem Titel «Architecture, possible here? home-for-all» mit dem Thema und zog auch in den letzten Tagen sehr viele Besucher an.

Bewohner der Pariser Umgebung kommen im Französischen Pavillon zu Wort.

Unter dem Titel «Grands & Ensembles» setzen sich die Ausstellungsmacher um Yves Lion mit dem Gebiet östlich von Paris auseinander. Dieses soll nach dem von ex-Präsident Sarkozy initiierten Projekt «Grand Paris» Teil einer grösseren und zukunftsweisenden Stadt, einer wettbewerbsfähigen Weltstadt werden. Das 2007 lancierte Projekt, das mittlerweile auf verschiedenen Ebenen ins Stocken geraten ist, wird auch von namhaften Architekten wie etwa Jean Nouvel öffentlich kritisiert (der zum internationalen, 10 Architekturbüros umfassenden Projektteam gehört).

Wie die Bewohner dieses 300-400 000 Menschen umfassenden Gebietes selbst ihr «Territorium» wahrnehmen, Chancen sehen und Ängste haben, wird in einer Serie von Filmbeiträgen gezeigt, die hoffentlich auf eine andere Art zugänglich gemacht werden. Drei vertikal angeordnete Stadtmodelle geben mit Projektionen bespielt Auskunft über die Region und die Planung.

Hatte Sarkozy bei «Grand Paris» auch «Common Ground» verstanden?
Der Ausverkauf hat begonnen. Merke: Der Schal ist noch nicht reduziert.

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