Und nun die Bilder!

Jenny Keller
24. Oktober 2012
Blick von der Hardturmstrasse stadtauswärts, Stand Wettbewerbsabgabe. Alle Bilder © Stadt Zürich

Alle drei Projekte wurden vor dem definitiven Entscheid in die Verlängerung geschickt, weil sie das Kostendach von 150 Millionen Franken überschritten hatten. Nun ist man im Rahmen mit den Kosten; mit dem Projekt «Hypodrom» von Burkard Meyer Architekten hat auch das billigste gewonnen.

Visualisierung der Wohnsiedlung Hardturm.

Neben dem Stadion werden Bob Gysin + Partner die Wohnsiedlung Hardturm bauen. Ein Drittel der Wohnungen wird im Baurecht an die städtische Stiftung Wohnungen für kinderreiche Familien abgetreten. Die Wettbewerbe über beide Objekte wurden parallel durchgeführt, für die Wohnsiedlung wurden 62 Projekte eingereicht, beim Stadion waren es deren 12. Mit einem Stadtpark im Hof und einer öffentlichen Nutzung im Erdgeschoss will auch Bob Gysin einen Beitrag zu diesem markanten städtebaulichen Ort leisten, wie er an der Pressekonferenz erklärte. Auch er habe die Bilder des Stadions erst am Mittwoch Morgen gesehen und kann sich die Nachbarschaft zu Burkard Meyer Architekten gut vorstellen.

Der grosse gedeckte Aussenraum dient als Übergangsraum zur Stadt.

Fremdwörter sind Glückssache
Daniel Krieg, Verantwortlicher Architekt bei Burkard Meyer Architekten erklärte dann auf Anfrage von Wiebke Rösler, Direktorin Amt für Hochbauten, dass sich das Haus (nicht das Stadion!) in die Hofrandbebauungen der Stadt einfügen sollte durch seine Muralität. Der Name «Hypodrom» verweise denn auch auf einen grossen gedeckten Aussenraum, wie man ihn schon in der Antike gebaut hat.  (Meinen die Architekten nicht eher Hippodrom, also eine Pferderennbahn?) Aber auch, wer jetzte Pferde erwartet, liegt falsch. Wie auch immer: Der Übergangsraum zwischen Stadt und Stadion beschreibt die Jury als aufgelöste, begehbare Mauer, die von einem unüblich massiven, mineralischen Filter umhüllt ist und als Heim für die Spieler und ihre Fans genannt werden kann.

Vor dem Spiel ist nach dem Spiel: Platz Vor dem Stadion.

Das Hardturmstadion wird nur für den Fussball gebaut. Keine Mantelnutzung und keine Leichtathletikbahn soll vom Spiel ablenken, damit nicht der Bessere gewinnt, sondern immer Zürich – und bevor jetzt der Rest der Schweiz erboste Lesermails schreibt –, so denken natürlich GC und der FCZ, die sich für das Projekt zusammengetan haben: «Das Wissen, dass ein Stadion billiger ist als es zwei sein werden, lässt die Clubs näher zusammenrücken.», schreiben sie in einer gemeinsamen Presseinformation. Trotzdem: Eine gemeinsame Tribüne kommt für die beiden Rivalen nicht in Frage, was getrennte Aufmarschrouten für die Heim- und die Gastfans bedingt: Der Sektor Süd wird den FCZ-Anhängern gehören und die gegenüberliegende Kurve den GC-Fans. Weil man davon ausgeht, dass die meisten Gastfans vom Bahnhof Altstetten zu Fuss zum Stadion gelangen werden, leitet man sie über die Passerelle West in den Gastsektor Süd (Bei GC-Heimspielen) oder weiter über einen Verbindungsgang in den Gastsektor Nord (bei FCZ-Heimspielen).

Die städtebauliche Situation war in der Machbarkeitsstudie schon weitgehend vorgegeben. Blick von Süden auf das Stadion.

Sicherheit
Man sieht, die Sicherheit ist für alle Projektbeteiligten oberste Priorität, dies sicher auch, weil vor etwas mehr als einem Jahr ein Derby zum Wohl der friedlichen Zuschauer abgebrochen werden musste, weil die Situation zwischen einigen krawallbereiten Fans eskalierte. Das war im Letzigrundstadion, das explizit als Stadion für den Breitensport angelegt worden ist und nie als richtiges Fussballstadion konzipiert worden ist - auch sicherheitstechnisch nicht.

Nun soll ein abgeschlossenes, sicheres Stadion her, von der Stimung ein «Hexenkessel», damit man - wie Finanzvorstand Martin Vollenwyder sagte - «nicht ausserhalb des Kantons Zürich an Championsleague-Spiele gehen muss.» Auch wenn ein neues Stadion beflügelt, auf das Spiel der Clubs können auch die besten Architekten keinen Einfluss nehmen. 16 000 Zuschauer passen bei internationalen Spielen ins neue Hardturm und 19 500 Plätze sollen bei nationalen Spielen zu Verfügung stehen. Das Zürcher Stimmvolk wird – die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt – voraussichtlich im September 2013 über beide Vorlagen (wobei die Annahme des Objektkredits für das Stadion die Bedingung für die den Objektkredit der Wohnsiedlung ist) abstimmen. Sagt das Volk ja, ist 2015 der Spatenstich geplant, und in der Saison 2017/2018 wird zum ersten Mal im neuen Hardturm-Stadion ein Spiel angepfiffen werden.

Im Hexenkessel.
Wettbewerbsausstellung
Ausstellungsraum Migros Herdern,
Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich
(Tram 4 bis Toni-Areal).

Samstag, 27. Oktober bis Sonntag, 11. November 2012

Montag-Freitag 16.00 – 20.00h;
Samstag/Sonntag 14.00 –18.00h
Führungen: Samstag, 27. Oktober 2012

Mehr zu Hardturm-Stadion
Der Jurybericht (mit Plänen)
Aktuelle Einschätzungen der NZZ
Juho Nyberg im Newsletter #13|2012

Dazu passt das neue Buch
Fussball-Wunder-Bauten, Verlag Callwey, Hrsg.: Baumeister
Die schönsten Stadien und ihre Geschichten
Andreas Bock / Alexander Gutzmer / Benjamin Kuhlhoff
25 x 28 cm, 192 mit farbigen Bildern
ISBN-Nummer:  978-3-7667-1969-0

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