Baugeschichtliches Erbe pflegen

Manuel Pestalozzi
22. September 2020
Kitzbühel um 1898 (Foto: Anton Gratl)

Peter Löw lebt in Starnberg, München und auf Schloss Hofhegnenberg. Doch Kitzbühel muss ihm besonders ans Herz gewachsen sein: Die historische Siedlung in Tirol mit stetig wachsender Bevölkerungszahl, ein «Ort der Reichen und Schönen», befindet sich im Fokus des European Heritage Project, dessen leitender Kurator er ist. Dieses hat es sich, wie auf seiner Website zu lesen ist, zur Aufgabe gemacht, einen Teil zur Bewahrung unseres bauhistorischen Erbes (gemäss Definition der UNESCO) beizutragen: «Insbesondere historisch einmalige, ihre Region über teilweise Jahrhunderte prägende Monumente, die jedoch über die Zeiten vernachlässigt wurden und oft der Gefahr des völligen Verfalls ausgeliefert sind, sollen für die nachfolgenden Generationen bewahrt werden.»

Auch im mittelalterlichen Zentrum von Kitzbühel sind Bauten vom Verfall bedroht. Im Jahr 2012 erwarb Peter Löw das Alte Finanzamt in der Kitzbüheler Hinterstadt, ein Repräsentativbau, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Nachdem die Arbeiten an dem geschichtsträchtigen Haus schon zwei Jahre später abgeschlossen werden konnten und das ortsbildprägende Gebäude in neuem Glanz erstrahlte, waren die Erwartungen an die Sanierung des 2013 ebenfalls erworbenen Lacknerhauses in unmittelbarer Nachbarschaft gross. Im April dieses Jahres lag dem European Heritage Project die Baugenehmigung schliesslich vor.

Jahrelanger Leerstand hatte der Substanz erheblich zugesetzt. Der Dachstuhl war vom Einsturz bedroht, das Mauerwerk wies Frost- und Wasserschäden auf, der Innenraum war zum Teil von Schädlingen befallen. Das Haus war nicht mehr bewohnbar. Substanzerhaltende Massnahmen hat man inzwischen bereits durchgeführt. So wurde der komplette Dachstuhl erneuert, die Installation der Kupferverblendung ist ebenfalls schon abgeschlossen. Um im Inneren des Hauses heutige Sicherheitsstandards gewährleisten zu können, wurden Brandschutzdecken eingezogen. Geplant ist, in den oberen Stockwerken des Gebäudes wieder Wohnraum zu schaffen. Im Erdgeschoss sollen zwei bis drei Ladengeschäften unterkommen. Wer Umbau und Sanierung gestaltet hat, kommuniziert das European Heritage Project indes nicht. Es bleibt zu hoffen, dass es gelingt, dem historischen Bau nachhaltig neues Leben einzuhauchen.

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