Das Ziel vor Augen

Elias Baumgarten
12. August 2019
Mulegns am Aufstieg zum Julierpass (Foto: Benjamin Hofer © Nova Fundaziun Origen)

Die kleiner Ortschaft Mulegns liegt an der Nordwestrampe des Julierpasses. Im Zentrum befindet sich ein spätklassizistisches Ensemble um das Post Hotel Löwe, das ein kleines Elektrizitätswerk, mehrere Pferdeställe, ein Posthaus und eine vollständig erhaltene Schmiede umfasst. Zudem im Ortskern steht die Weisse Villa, ein weiterer wertvoller Bau. Doch gerade das Hotel ist heute in schlechtem Zustand und dringend sanierungsbedürftig. Auch müsste sein wertvolles Inventar – alte Fotobände, Möbel, Gästebücher. Geschirr, Textilien und Korrespondenzen – alsbald gesichert, inventarisiert und fachgerecht gelagert werden. Die Weisse Villa steht ferner dem Ausbau der Passstrasse im Weg; ein Abriss droht. Darum hat die Nova Fundaziun Origen bereits im April dieses Jahres das Projekt «Mulegns Retten» lanciert. Wie die Stiftung nun meldet, sind jetzt wichtige Etappenziele erreicht: 3,7 Millionen Franken wurden bereits an Spendengeldern gesammelt, und die Baugenehmigung für den Verschub der Weissen Villa liegt vor. Sowohl das Tiefbauamt des Kantons Graubünden als auch die Gemeinde Surses stehen dem Vorhaben positiv gegenüber und üben den Schulterschluss mit der Stiftung. Im September sollen hierzu wesentliche Beschlüsse getroffen werden.

Das Dorf mit der Weissen Villa und dem Post Hotel Löwe im Zentrum an der Passstrasse (Foto: Benjamin Hofer © Nova Fundaziun Origen)
Das Post Hotel Löwe (Fotos: Benjamin Hofer © Nova Fundaziun Origen)

Im Einzelnen möchte die Nova Fundaziun Origen das Ensemble des Post Hotels Löwe sowie auch die Weisse Villa erwerben. Neben der Inventarisierung und Sanierung der Hotelanlage ist geplant, die Villa zu versetzen, um Platz zu schaffen für die allfällige Korrektur der Ortsdurchfahrt im Zuge des Ausbaus der Passstrasse. Eine berüchtigte Engstelle soll dabei beseitigt werden. Insgesamt werden die Massnahmen 5,6 Millionen Franken kosten, so wird seitens der Stiftung geschätzt. Wenn die Sammlung von Geldern weiter erfolgreich vorankommt und das kantonale Tiefbauamt im September – wie angekündigt – seine Beteiligung am Projekt beschliesst, könnten die Bagger schon im Oktober anrollen. Der rasche Baustart ist wichtig, weil die Julierstrasse im kommenden Jahr an den Bund fällt, wie Intendant Giovanni Netzer an einer Pressekonferenz im Post Hotel Löwe erklärte. Hernach wäre die anvisierte Kooperation mit Tiefbauamt und Gemeinde nicht mehr in dieser Form möglich.

Netzer möchte indes nicht nur die historischen Bauten bewahren, sondern Mulegns mit einem neuen Konzept zum «innovativen Kulturdorf» und fit für die Zukunft machen. Ausstellungen, Rauminstallationen, Performances und «zeitgemässe Vermittlungsformate» sollen dann Besucher*innen anlocken, die in den hergerichteten historischen Zimmern übernachten könnten. Erzählt werden soll die Geschichte des Reisens in all ihren Facetten.

Giovanni Netzer möchte Mulegns neues Leben einhauchen. Die Ortschaft soll zum «vitalen Reisemuseum» werden. (Foto: Benjamin Hofer © Nova Fundaziun Origen)

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