Eine Forschungsarbeit der Berner Fachhochschule soll das Umbauen erleichtern

Manuel Pestalozzi
20. Juni 2022
Die von der Arbeitsgemeinschaft Dorfkernerneuerung Oberwallis der Berner Fachhochschule entwickelten Leitlinien sollen den Umbau und die Sanierung historischer (Holz)Häuser im Oberwallis einfacher, angenehmer und auch günstiger machen. Das Foto zeigt eine erneuerte Dachkonstruktion an einer Stallscheune auf der Riederalp. (Foto: Atelier Summermatter Ritz)

 

In den Dörfern des Oberwallis stehen zahlreiche historische (Holz)Bauten – ein wertvolles Erbe, das es zu bewahren gilt. Denn diese traditionellen Bauten haben durchaus eine touristische Bedeutung, vor allem aber sind sie wichtige Bestandteile nationaler Identität und prägen das Bild der Schweiz im In-, aber auch im Ausland mit. Wollen wir diese Bauten für die Zukunft erhalten, müssen oftmals neue Nutzungen gefunden werden. Und das heisst vielfach auch, dass die alte Substanz umgebaut und heutigen Ansprüchen und Regularien, etwa hinsichtlich des Wärmeschutzes, der Erdbebensicherheit oder des Brand- und Schallschutzes, angepasst werden muss – ob das Aufpfropfen heutiger Komfortansprüche dabei immer der richtige Weg ist, ist ein anderes Thema. Jedenfalls sind solche Massnahmen architektonisch sehr anspruchsvoll. Aber auch die technische Seite und die Bewilligungsprozesse sind komplex, was Bauherrschaften zuweilen verunsichert.

Die Berner Fachhochschule (BFH) hat darum ein Forschungsprojekt aufgegleist, das über zweieinhalb Jahre lief. Ziel der eigens eigerichteten Arbeitsgemeinschaft Dorfkernerneuerung Oberwallis war es, den Aufwand abschätzbar zu machen, Unsicherheiten zu beseitigen und Bewilligungsprozesse für alle Beteiligten einfacher und angenehmer zu gestalten. Das Forschungsteam setzte sich aus Expert*innen des Instituts für Holzbau, Tragwerke und Architektur (IHTA) und des Instituts für digitale Bau- und Holzwirtschaft (IdBH) der BFH zusammen. Ausserdem waren zwölf regionale Unternehmen beteiligt sowie diverse Industriepartner. Das Projekt Veta/Nova wurde zudem von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) unterstützt.

 

Dorfscheunen wie diese in Eischoll lassen sich zukunftstauglich machen. Doch das ist nicht nur architektonisch fordernd, sondern auch technisch und administrativ. (Foto: Atelier Summermatter Ritz)

Im Laufe des Forschungsprojekts wurden Leitlinien für die Praxis entwickelt. Sie informieren über Baubewilligungsprozesse und Methoden zur Gebäudeanalyse, geben Empfehlungen zur Gestaltung und zum Umbau und präsentieren Lösungen für technische Fragen, etwa für den verhältnismässigen Brandschutz und die Überprüfung der Erdbebensicherheit. Die aufgezeigten «Musterlösungen» wurden sowohl untereinander als auch mit den Gemeinden und den kantonalen Behörden abgestimmt, sodass sie zu einer hohen Planungs- und Ausführungssicherheit führen. Auch finanziell sollen sie vorteilhaft sein: Wer sie beachte, könne seine Umbaukosten um bis zu zehn Prozent senken, versprechen die Expert*innen. 

 

Das Clausenhaus in Ernen wurde durch eine neue Laube aufgewertet. (Foto: Abgottspon Werlen Architekten)

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