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Elias Baumgarten
10. Dezember 2020
Foto: Elias Baumgarten

Gewöhnlich ist die Vorweihnachtszeit für die meisten von uns alles andere als besinnlich: In vielen Büros müssen zum Jahresende noch zahlreiche Aufgaben weggeschaufelt werden, ein Termin jagt nicht selten den nächsten. Und ganz nebenbei stehen Weihnachtsfeiern auf dem Programm, die Festtage wollen geplant sein und Familientreffen koordiniert. Ach ja, und die Geschenke nicht zu vergessen, die müssen auch noch rechtzeitig beschafft werden. Dieses Jahr aber werden die Weihnachtstage anders aussehen. Auf einiges werden wir der Vernunft halber und auch aus Respekt anderen gegenüber verzichten müssen. Die Zeit zwischen den Jahren wird gewiss ruhiger werden als üblich. Was fangen wir mit dieser Situation an? Wie wollen wir unsere Zeit anders nutzen? Lesen? Eine gute Idee. Ob freilich jedem danach zumute ist, sei dahingestellt. Vielen macht längst zu schaffen, ihr Sozialleben einzuschränken. Andere haben daran zu knabbern, auf liebgewonnene Aktivitäten zu verzichten – sie möchten ohne Einschränkungen Sport treiben, ein reichhaltiges Kulturangebot oder ein feines Essen geniessen, ausgehen. Wieder andere treiben existenzielle Sorgen um, sie bangen um ihre wirtschaftliche Zukunft oder das Wohlergehen von Familie und Freunden. Wer trotzdem Muse hat, für den haben wir sechs Lektüreempfehlungen zusammengestellt. Alle Bücher wurden – neben vielen anderen – im Laufe des Jahres von uns besprochen. 

Foto: Elias Baumgarten
Zukunft? China!

Unser erster Vorschlag ist eigentlich gar kein Architekturbuch im engeren Sinne: Der renommierte Journalist Frank Sieren, der seit 1994 in Peking lebt und für das Handelsblatt schreibt, hat ein Buch über Chinas Entwicklung verfasst. Auch wenn Sieren bekanntermassen sehr China-freundlich eingestellt ist, empfehlen wir seinen Streifzug durch Politik und Wirtschaft zur Lektüre. Denn er hilft, geo- und industriepolitische Manöver besser zu verstehen, die, derzeit wenig diskutiert, viele politische Debatten massgeblich beeinflussen und sich auch auf das internationale Baugeschehen auswirken. Zum Beispiel lässt das Buch die Reibereien in Europa, die Aussen- und Europapolitik Griechenlands oder Ungarns etwa, in einem neuen Licht erscheinen. 

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Wer sich weiterhin für den chinesischen Architekturdiskurs interessiert, dem empfehlen wir ferner auch unsere Interviews mit Binke Lenhardt und Zhang Xi. Beide Architektinnen pendeln zwischen den Welten und sind sowohl mit der Realität in Mitteleuropa als auch jener im Reich der Mitte bestens vertraut.

 

Foto: Elias Baumgarten
Heimatschutz unterwegs – Durch Stadt und Land

Weniger schwere Kost kredenzen wir mit unserem zweiten Vorschlag. Der neuste Reisführer des Schweizer Heimatschutzes ist eine Einladung, die Schweiz (neu) zu entdecken. Insgesamt 24 Routen, die durch alle Landesteile führen, werden vorgeschlagen. Die Publikation ist dabei weniger ein Buch als vielmehr eine Schatzkiste mit vielen Teilen zum Aufklappen und Herausnehmen. Mit ihrer aufwendigen und liebevollen Gestaltung macht sie vom ersten Moment an gute Laune und ist heisser Anwärter auf den Titel des schönsten Buches unter diesen sechs.

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Foto: Elias Baumgarten
Adrian Streich Architekten. Bauten + Projekte 2001–2019

Adrian Streich hat den Schweizer Wohnungsbau unstrittig wesentlich beeinflusst. Die Monographie herausgegeben von Axel Simon präsentiert seine Arbeit mit vielen Fotos, Visualisierungen und Plänen. Die Buchgestaltung ist dabei wiederum herausragend. Doch auch auf der Textebene überzeugt die Publikation. Besonders das Interview des Herausgebers mit dem Architekten gefällt und vermittelt einen detaillierten Eindruck von Streichs Haltung.

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Foto: Alexander Barbey, Zürcher Hochschule der Künste, Archiv
Lisbeth Sachs. Architektin. Forscherin. Publizistin

Über die Werke von Schweizer Architektinnen ist noch immer zu wenig bekannt. Ihre Leistungen werden nicht ausreichend gewürdigt. Rahel Hartmann Schweizer leistet mit ihrem Buch über Lisbeth Sachs (1914–2002) wichtige Nachholarbeit.

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Foto © Nachlass Familie Hamburger
Architekt im Widerstand. Rudolf Hamburger im Netzwerk der Geheimdienste

Neben der Vermittlung historischer Fakten und Zusammenhänge ist Eduard Kögel ein sehr unterhaltsames Buch gelungen, das grossen Lesespass bietet. Mit beeindruckender Leichtigkeit und überaus virtuos erzählt er die rasante Lebensgeschichte des deutschen Architekten Rudolf Hamburger, der ab Mitte der 1930er-Jahre fortlaufend mit verschiedenen Geheimdiensten verstrickt war.

Zur Besprechung samt Interview mit Eduard Kögel

 

Foto: Elias Baumgarten
Upcycling

Das Buch des Instituts für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein ist ein Plädoyer für die Wieder- und Weiterverwendung von Materialien und Bauelementen. Es macht dabei auch deutlich: Was neuerdings als zukunftsweisend angepriesen wird, hat in Wahrheit eine lange Tradition, die es zu pflegen gilt. Der Baubestand ist eine wertvolle Quelle von Ressourcen und Ideen. Wieder- und Weiterverwendung, so die ermutigende Aussage des Buches, haben nicht nur einen ökologischen, sondern insbesondere auch einen grossen baukulturellen Wert.

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