Neue Bescheidenheit in China

Juho Nyberg
26. Februar 2016
Gehört – so oder so – der Vergangenheit an: Eiffelturm in China. Bild via awazable.com

Rem Koolhaas' CCTV-Gebäude in Peking wird von der Bevölkerung «gigantische Hose» tituliert – nicht gerade schmeichelhaft. Die darin spürbare Irritation kann einerseits in der schieren Grösse, andererseits in der sehr modernen Architektur liegen. Damit liegen der Volksmund und die politische Führung jedenfalls auf einer Linie. Unbehagen gegenüber grossen, fremdartigen Bauwerken äusserte bereits vor zwei Jahren der chinesische Präsident Xi Jinping, als er ein Ende bizarrer Architektur forderte. Die Wirkung der präsidialen Haltung scheint sich bereits auszuwirken: Laut New York Times wusste Patrik Schumacher von Zaha Hadid Architects zu berichten, dass es für ausländische Architekturbüros zunehmend schwierig werde, in China zu arbeiten. Er sieht die Entwicklung im Zusammenhang mit Bemühungen der chinesischen Führung, zunehmend auf eigene Talente zu setzen.

Nun hat Staatsrat eine Direktive veröffentlicht, die übergrosse und fremdartige Architektur ablehnt. Stattdessen sollen Bauten künftig „angemessen, ökonomisch und grün“ sein. Gemäss den Ausführungen von Wang Kai, des Vizepräsidenten der chinesischen Akademie für Stadtplanung und Entwurf, beziehen sich diese Leitlinien vor allem auf öffentliche Bauten, während beim Wohnungsbau und kommerziellen Projekten weiterhin „Raum für Innovationen“ sei. Indes sollen gleichzeitig auch sogenannte gated housings untersagt worden sein. Bestehende geschlossene Siedlungen sollen schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, nicht zuletzt, um mit deren Strassen dem permanenten Stau entgegen zu wirken.

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