Pritzker-Preisträger ist Mitglied der world-architects-Familie

Juho Nyberg
27. März 2014
Paper Log House für die Erdbebenopfer in Kobe 1995. (Bild: Hiroyuki Hirai)

Der seit 1979 verliehene Preis, gestiftet von Jay A. und Cindy Pritzker (den Besitzern der Hyatt-Hotelkette), wird auch als «Architektur-Nobelpreis» bezeichnet, um dessen Stellenwert und Strahlkraft verständlich zu machen. Die Stifter des Preises haben ihre Wurzeln in Chicago, was ihre besondere Beziehung zur Architektur begründet, wie auch den Umstand, dass die Pritzkers als Hotelliers mit Architektur in besonderer Weise in Beziehung stehen.

Gesellschaftlichen Zusammenhalt ermöglichen: Papierkirche in Kobe 1995. (Bild: Hiroyuki Hirai)

Gemäss der Webseite der Stiftung ist der Zweck des Preises, «lebende Architekten zu ehren (…), die beständige und wesentliche Beiträge für die Menschheit erarbeitet haben». Ein hoher Anspruch. Nun steht der Einfluss der Architektur auf unsere Umwelt und die Gesellschaft insgesamt nicht in Frage, und zweifellos haben die bisher Ausgezeichneten bemerkenswerte Architektur geschaffen. Doch in welcher Weise sind diese Werke auch ein «wesentlicher Beitrag für die Menschheit» gewesen? Unter den in diesem Jahrtausend ausgezeichneten firmieren auch Rem Koolhaas oder die Schweizer Herzog & de Meuron, die beide (unter anderem) mit grossem Erfolg in China bauen. Dies führt regelmässig zu kontroversen Diskussionen, ob denn die Bautätigkeit für ein solches politisches System nicht bloss ein Beitag zur Repräsentations- und Herrschaftsarchitektur sei. Eine nicht leicht zu beantwortende Frage, mit der sich die Jury möglicherweise auch auseinandergesetzt hat. Obschon die Wahl Shigeru Bans auch als Auszeichnung eines international bekannten und ebenso erfolgreichen Architekten gelesen, und damit als courant normalverstanden werden kann, hebt sich sein Engagement für temporäre Bauten in Katastrophengebieten doch bedeutend hervor. Neben einfachen Unterkünften in Japan (nach dem Erdbeben von Kobe 1995 und dem Tsunami 2011) oder Flüchtlingscamps in Ruanda (1999) sind auch gesellschaftlich wichtige, symbolische Bauten wie eine Kirche in Kobe oder der Konzertsaal in L'Aquila in Italien zu erwähnen.

Raum für Kultur: Konzertsaal in L'Aquila 2011. (Bild: Didier Boy de la Tour)

Die Bedeutung solcher Gebäude gerade für eine von Katastrophen heimgesuchte Bevölkerung zu erkennen und ihnen diese zur Verfügung zu stellen, ist tatsächlich der wesentliche Beitrag für die Menschheit, den die Jury zu finden trachtet.

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