Zwist in Vals

Juho Nyberg
10. Februar 2015
Hier war der Architekt noch unbestritten: Therme Vals von Peter Zumthor. Bild via Wikimedia Commons von Micha L. Rieser

Keinen ganzen Tag später präsentiert sich die Sache in einem etwas anderen Licht: Gemäss einer Nachricht der Südostschweiz distanzieren sich mehrere Jurymitglieder vom veröffentlichten Entscheid. Mitjuror Stefan Cadosch wird gar wie folgt zitiert: «In den anderen Projekten haben wir mehr Potenzial gesehen.» Zusammen mit Cadosch distanzieren sich auch Louisa Hutton, Vittorio Magnago Lampugnani, Sascha Menz und Daniel Niggli vom Entscheid.

In der zum 9. Februar 2015 datierten Pressemeldung äussern sich die oben genannten ausführlich und differenziert zum Verlauf und Resultat des Wettbewerbs. Voraussetzung für die Teilnahme am Beurteilungsgremium des im Mai 2014 ausgelobten Wettbewerbs war für sie, dass das Verfahren nach den Vorgaben der SIA 143 durchgeführt würde. Dies wurde so durchgeführt, sogar als «mustergültig» in der Mitteilung taxiert. Jedoch konnte der für den Vorsitz vorgesehene japanische Architekt Tadao Ando aus gesundheitlichen Gründen nicht an allen Sitzungen teilnehmen, weshalb Louisa Hutton sich bereit erklärte, den Vorsitz zu übernehmen. Tadao Ando wurde durch einen langjährigen Mitarbeiter des Büros vertreten.

Von den acht eingeladenen Teilnehmern wurden Ende vergangenen Jahres deren drei in die engere Wahl genommen. Diese präsentierten gemäss dem Communiqué unterschiedliche Lösungsansätze, die «in anderen Bereichen aber wichtige Fragen offen» liessen, und die nach Einschätzung der Verfasser der Mitteilung auch nicht in einer Überarbeitungsrunde kaum hätten geklärt werden können. Folglich wurde «abschliessend und einstimmig im Beurteilungsgremium beschlossen, das Verfahren ohne Ergebnis und ohne Empfehlung zu beenden». Die offizielle Pressemitteilung vom 4. Februar der auslobenden 7132 AG spricht hingegen von einem einstimmigen Entscheid, was wiederum von Louisa Hutton und ihren Mitunterzeichnern als «mehrfach unkorrekt dargestellt» taxiert wird.

Mittlerweile hat sich Investor Remo Stoffel zu Wort gemeldet. Er kann sich nicht erklären, warum es zur Distanzierung der Jurymitglieder gekommen ist, wie er dem Bündner Tagblatt mitteilte. Weiter sagt er, dass sich die Bauherrschaft für eines der drei verbliebenen Projekte entschieden habe – woraus sich durchaus lesen lässt, dass der finale Entscheid eben nicht durch die Fachjury, sondern durch die Bauherrschaft, in diesem Fall auch die Investorin, gefällt wurde.

«Wer zahlt, befiehlt», könnte man hier ins Feld führen. Es stellt sich jedoch auch die Frage, ob eine Jury denn nur zum Imagegewinn eingesetzt wird, wenn letztlich ihre Meinung nicht zählt. Nicht distanziert hat sich übrigens Tadao Ando, respektive sein Vertreter Masataka Yano, zugleich Projektleiter des vorgesehenen Projektes «Valser Pfad». Honni soit qui mal y pense.

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