Öffentliche Ladehäuser – eine einfache Lösung für E-Autofahrer ohne eigene Ladestation

Michael Baumann
2. Dezember 2022
Im öffentlichen Parkhaus Messe in Oerlikon wurden 61 der insgesamt 2000 Stellplätze mit Ladestationen für Elektroautos ausgestattet. (Foto © Anja Wurm Photography)

Mittlerweile sind schon mehr als 100'000 vollelektrische Autos in der Schweiz zugelassen. Dazu kommen rund 70'000 Fahrzeuge mit einem Plug-in-Hybrid-Antrieb – Tendenz stark steigend: Bis ins Jahr 2025 werden voraussichtlich über 50 Prozent, ab 2030 über 70 Prozent der Neuzulassungen in der Schweiz sogenannte Steckerfahrzeuge sein. Vor dem Kauf eines Elektroautos stellt sich immer auch die Frage, wo die Batterie an den Strom angeschlossen werden kann – vor allem für Autobesitzer*innen, die weder zu Hause noch am Arbeitsplatz über eine Lademöglichkeit verfügen. Denn all die Autos mit Elektroantrieb müssen regelmässig geladen werden. Je einfacher das geht, desto eher ist man bereit, ein E-Fahrzeug anzuschaffen.

Die Anzahl der Ladesäulen in den Zürcher Parkhäusern Messe Oerlikon, Utoquai und Kongress wird fortlaufend dem Bedarf angepasst. (Foto © Anja Wurm Photography)
Im Parkhaus Utoquai (Foto © Sara Keller Photography)
Eigene Ladestation fördert die E-Mobilität

Während Eigenheimbesitzer selber aktiv werden und eine Wallbox installieren lassen können, sind die Mieter*innen vom Goodwill der Eigentümerschaft abhängig. Rund drei Viertel der Besitzer*innen eines Elektroautos haben eine eigene Ladestation, was die grosse Bedeutung des Ladens zu Hause unterstreicht. Dies geht aus dem 12. Kundenbarometer erneuerbare Energien hervor, der von der Universität St.Gallen in Zusammenarbeit mit Raiffeisen Schweiz, der AMAG Gruppe und EnergieSchweiz durchgeführt wurde. Unter den Mieter*innen wird hingegen – so lautet eine weitere Erkenntnis – die Möglichkeit, eine Ladestation auf dem eigenen Parkplatz im Freien oder in einer Einzel- oder Sammelgarage zu installieren, immer noch als Hindernis für den Umstieg auf ein E-Fahrzeug angesehen. Gemäss dem Obligationenrecht gibt es bei Mietparkplätzen aber keinen Anspruch auf die Bereitstellung einer Ladestation. Gerade in den Städten, wo der Platz knapp und die Mietdichte hoch ist, sind viele Immobilien noch nicht mit Ladesäulen ausgerüstet. In älteren Liegenschaften muss in der Regel das ganze Stromleitungssystem erneuert werden, was mit hohen Investitionen verbunden ist. Diesbezüglich gibt es noch viel Nachhol- und Investitionsbedarf.

Hier springt die AMAG Gruppe in die Bresche und bietet Fahrer*innen von Elektroautos ohne eigene Lademöglichkeit eine interessante Lösung an – vorerst an drei Standorten in der Stadt Zürich. Im Zuge des Konzepts «Ladehaus» wurde in drei öffentlichen Parkhäusern der AMAG Parking AG ein Teil der Parkplätze mit Ladestationen bestückt. Dort kann man sein Elektroauto nicht nur rund um die Uhr geschützt parkieren, sondern gleichzeitig über Nacht oder am Wochenende laden. Möglich ist dies in den Parkhäusern Utoquai, Kongress und Messe Zürich. Abgesehen vom einfachen Zugang zu einer Ladestation leistet das Parkieren der Fahrzeuge über Nacht in den drei Ladehäusern auch einen Beitrag zur besseren Flächennutzung in der Stadt Zürich. Hendrik Lütjens, Managing Director der AMAG Parking AG, über das Konzept Ladehaus: «Eine gute Ladeinfrastruktur ist für die Elektromobilität unumgänglich und wird auch zukünftig immer wichtiger. Mit unseren Ladehäusern bietet AMAG Parking den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Stadt Zürich eine nachhaltige und komfortable Lösung und leistet einen Beitrag zur effizienteren Nutzung innerstädtischer Flächen.»

Mit den drei neu ausgestatteten Parkhäusern soll den Zürcher*innen eine bequeme und nachhaltige Lösung zum Laden ihrer Fahrzeuge geboten werden. Ein weiterer Vorteil liegt laut Hendrik Lütjens, dem Managing Director der AMAG Parking AG, in der effizienten Nutzung innerstädtischer Flächen. (Foto © Sara Keller Photography)
Laden im Parkhaus Utoquai (Foto © Sara Keller Photography)
Ladehäuser – eine Schweizer Premiere

Das Konzept der Ladehäuser ist nicht nur für die Stadt Zürich, sondern landesweit eine Premiere. Im Parkhaus Utoquai im Zürcher Seefeldquartier, das insgesamt über 150 Parkplätze verfügt, wurden 50 davon mit einer Ladesäule bestückt. Das Parkhaus Kongress beim Kongresshaus am See hält für die Kund*innen 28 von 110 Parkplätzen mit einer Lademöglichkeit bereit. Und im Parkhaus Messe in Oerlikon stehen 61 von 2000 Parkplätzen für Elektroautos zur Verfügung. An allen drei Standorten wird das Angebot laufend der Nachfrage angepasst. «Zudem werden auch noch andere Parkhäuser der AMAG Parking AG in Ladehäuser umfunktioniert, um den Umstieg auf die Elektromobilität weiter zu erleichtern», sagt Hendrik Lütjens. Die Parkplätze mit Ladestation können für eine monatliche Flatrate gemietet werden, und zwar von Privatpersonen, aber auch von Firmen für ihre Mitarbeiter*innen, um ihr Steckerfahrzeug oder ihre E-Flotte aufzuladen. In der Monatsmiete ist der Strom für das Laden der Batterie jeweils inbegriffen.

Zur Auswahl stehen verschiedene Angebote mit unterschiedlichen Preismodellen. Eine Flatrate, inklusive Strom und Parkplatz über Nacht und am Wochenende, gibt es zum Beispiel bereits ab 270 Franken pro Monat. Dabei haben die Kund*innen mit ihrer eigenen Parkkarte jederzeit Zugang zum Parkhaus und zu den Ladeparkplätzen. Eine fixe Parkplatzzuteilungen gibt es aber nicht, man kann jeweils auf jeder freien Fläche mit Ladesäule parkieren. Die Parkkarte, die gleichzeitig als Ladekarte eingesetzt werden kann, aktiviert auch den Ladeprozess. Für die Ferienzeit finden sich ebenfalls passende Angebote: Wer ein «Night-and-Weekend»-Abo gewählt hat, kann maximal vier Wochen pro Jahr und für 12.50 Franken pro Tag (statt 29 Franken pro Tag) das Elektroauto während der Ferien im Ladehaus Messe durchgehend parkieren. Das Angebot kann monatlich gekündigt und bequem mittels monatlicher Rechnung bezahlt werden.

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