Bau des Jahres 2014

Juho Nyberg, Inge Beckel, Jenny Keller
5. février 2015
Das siegreiche Haus in der March als Konzeptmodell. Bild: Dominique Marc Wehrli

Mit 16.3 Prozent aller abgegebenen Stimmen haben es kit architects mit ihrem Erstling (!), einem Einfamilienhaus inmitten eines dicht bebauten Quartiers in der March im Kanton Schwyz, auf den ersten Platz unserer Abstimmung zum Bau des Jahres 2014 geschafft. Dieser Sieg ist deutlich, wenn man ihn mit dem zweitplatzierten Projekt vergleicht, das «nur» noch auf sieben Prozent aller Stimmen kommt. (Das Stöckli in Ueberstorf von Orga Stritt Architekten, das – ist es Zufall? – auch eine ornamental auffällige Fassade aus Holz hat wie der zweitplatzierte Bau letztes Jahr).

Dieses deutliche Abstimmungsresultat zeigt, dass die Wahl zum Bau des Jahres offenbar auch abhängig ist vom Engagement der Teilnehmer: Will heissen, dass ein Gebäude, das weit hinten in der Rangliste fungiert, nicht unbedingt schlecht sein muss, sondern seine Wahl vom Architekturbüro vielleicht nur nicht genügend unterstützt worden ist.

Das Konzept ist immer noch abzulesen. Bild: Dominique Marc Wehrli

Kit architects aus Zürich ist ein junges Büro, und für einmal stimmt die Bezeichnung. Roman Loretan, Andreas Schelling und Gianet Traxler erhielten 2010, ein Jahr nach Bürogründung, den Förderpreis «Foundation Award». Damals reichten sie ihren Wettbewerbsbeitrag für die Schule in Rafz ein, der dort den fünften Rang belegt hatte, die Jury des Preises aber überzeugte, dass hier ein erfolgreiches Jungarchitektenteam unterwegs ist. Diese Prognose hat sich als richtig erwiesen: Mehrere Wettbewerbe haben kit architects in den vergangenen Jahren für sich entscheiden können. Heute, erst fünf Jahre später, erhalten sie nach :mlzd, Lischer Partner Architekten und Gigon Guyer Architekten als viertes Büro die Auszeichnung Bau des Jahres für ihr Haus in der March. 2015 werde ein spannendes Jahr für das Büro, das nun endlich zum Bauen kommt, denn mit der Wohnüberbauung in Nürensdorf (ZH) mit 33 Wohnungen können kit nun ihr zweites gebautes Werk vorzeigen, und der voraussichtliche Baubeginn der Werkstatt Landscheide in Wald-Schönengrund sei auch schon Anfang April. «Die Auszeichnung Bau des Jahres 2014 für das Haus in der March wird uns natürlich zusätzlich beflügeln», sagt Andreas Schelling.
 
Der Titel Bau des Jahres hat scheinbar eine Bedeutung für die Büros, das freut uns und zeigt, dass die Rubrik Bau der Woche nach vielen Jahren immer noch beliebt ist, und dass die von uns getroffene Auswahl an «guten» Bauten ununterbrochen interessierte Adressaten findet.

War auch Bau der Woche im letzten Jahr, hat aber nicht gewonnen bei uns: Das Elefantenhaus des Zoos Zürich. Bild: Dominique Marc Wehrli

Doch an dieser Stelle müssen wir uns selbst kritisieren und einräumen, dass im letzten Jahr eher durchschnittliche Beiträge eingegangen und als Bau der Woche vorgestellt worden sind. Wir erinnern uns an andere spannendere Jahre. Liegt es vielleicht daran, dass die gute Geschäftslage die Kreativität der Architekturbüros einschränkt? Oder war man derart beschäftigt, dass man keine Zeit hatte, sich um die PR zu kümmern? Auf jeden Fall hat es wenige Ausnahmeprojekte gegeben, das andernorts mehrfach ausgezeichnete Elefantenhaus des Zoos Zürich von Markus Schietsch Architekten ist vielleicht eines. Auf der anderen Seite erfreuen uns auch kleine «Follies», wie zum Beispiel der Zielturm auf dem Rotsee in Luzern von Fuhrimann Hächler. Ein Bauwerk, das elf Monate im Jahr nur eine Skulptur ist. Wunderbar!

Architektur als Skulptur: Der Zieturm Rotsee von Fuhrimann Hächler. Bild: Valentin Jeck

Darf ein Einfamilienhaus Bau des Jahres werden? Wir sind bemüht, eine Auswahl zu präsentieren, die die Vielfalt der Bauaufgaben in unserem Land widerspiegelt. Das gelingt uns vielleicht nicht jede Woche gleich gut. Und wir stellen fest, dass das Einfamilienhaus scheinbar noch immer eine grosse Rolle spielt, wenn es um die Erfüllung der Träume der Bewohnerinnen und Bewohner dieses Landes geht. Diese Bauaufgabe stellt einen Viertel der insgesamt 49 vorgestellten Bau-der-Woche-Projekte. Wir vermuten, dass ein solch abgeschlossenes, gut nachvollziehbares Konzept einfacher zu bewerten und zu mögen ist als eine auf den ersten Blick weniger attraktive Schulhaussanierung. Da hilft es wenig, dass wir bemüht sind gegen die Zersiedelung anzuschreiben und für die Verdichtung einzustehen. Wir werden es trotzdem weiterhin tun. Und auch immer mal wieder ein Einfamilienhaus vorstellen, so lange diese noch gebaut werden.

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