Ursachenforschung

Juho Nyberg
28. janvier 2020
Wurden bei der Konstruktion der Gebäudehülle des «Grenfell Tower» in London schwerwiegende Fehler begangen? (Foto: ChiralJon via Wikimedia Commons, CC BY 2.0)

In der Nacht vom 14. Juni 2017 brach ein Feuer im vierten Obergeschoss des 25-stöckigen «Grenfell Tower» aus. Die fast ungehinderte Ausbreitung der Flammen entlang der Fassade kostete schlussendlich 72 Menschen das Leben. Nun steht die juristische Aufarbeitung des Infernos an. Im Zentrum der Untersuchungen steht die Gebäudehülle, die im Zuge von Renovationsarbeiten ein Jahr vor dem Brand umgestaltet wurde. Als neue Dämmung war dabei ein Aluminiumkomposit gewählt worden, das auch zur Gestaltung des Attikageschosses verwendet wurde. Dazu wurden die Fenster aus der ursprünglichen Lage in der betonierten Tragstruktur weiter nach draussen verlegt – in die Dämmebene. Beides scheint die rasche Ausbreitung des Feuers in horizontaler und vertikaler Richtung stark begünstigt zu haben. Zudem tropfte die durch die hohen Temperaturen flüssig gewordene Dämmung (PIR) von oben herab und entzündete so auch noch unterhalb des Brandes die Fassade. Das diese Konstruktion überhaupt möglich war, liegt wohl auch an den laxen Gesetzen in Grossbritannien. Laut der ehemaligen Präsidentin des Royal Institute of British Architects (RIBA), Jane Duncan, sind die britischen Vorschriften betreffend Brandschutz weit hinter den international üblichen Standards.

Das für das Projekt zuständige Architekturbüro Studio E hat verlauten lassen, dass es sich aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen keine juristische Vertretung leisten könne. Es war von Anfang an nicht an den Einvernahmen vertreten und sieht sich auch in der zweiten Phase der Aufklärung, die nun begonnen hat, ausserstande, sich juristisch vertreten zu lassen. Auch könne man nicht die gesamten Unterlagen betreffend der Einvernahmen sichten, hiess es.

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