Die hängenden Gärten von Zug

Manuel Pestalozzi
1. 十二月 2021
Die Installation soll über 20 Meter hoch aufragen. Sie wird 200 Quadratmeter Pflanzfläche auf verschiedenen Niveaus bieten. (Visualisierung © Gramazio Kohler Research, ETH Zürich)

Am Hauptzugang zum Tech Cluster Zug soll die Installation «Semiramis» entstehen. Sie wird aus bepflanzten Holzgefässen bestehen, die über dem Platz schweben – daher auch der Name, der eine Referenz an die Hängenden Gärten von Babylon ist. Entwickelt wurde das Projekt von Forschenden aus der Gruppe der ETH-​Architekturprofessoren Fabio Gramazio und Matthias Kohler, zusammen mit dem Unternehmen Timbatec, weiteren Partnern aus Industrie und Forschung sowie dem Büro Müller Illien Landschaftsarchitekten. Letzteres gehörte zu jenem Team um das Architekturbüro Hosoya Schäfer, das im Jahr 2013 das Studienplanungsverfahren für den Tech Cluster Zug gewonnen hat.

Doch warum überhaupt die aufwendige Skulptur, warum nicht einfach Bäume auf dem Gelände pflanzen? «Richtige Bäume mit richtigen Wurzeln im Erdboden können auf dem Areal des Tech Clusters Zug nur an wenigen Orten gepflanzt werden, und ‹unehrliche› Bäume über einer Betondecke oder gar in Töpfen lehne ich ab», erklärt Rita Illien und präzisiert: «‹Semiramis› wird auch nicht direkt zur CO2-Vermeidung und zur Entlastung des Klimas beitragen. Die luftige und lebendige Skulptur ist vielmehr ein künstliches und künstlerisches Zeichen für den Geist des Tech Clusters Zug, für einen kreativen und intelligenten Umgang mit der Spannung zwischen Natur und Technologie, für die hier angestrebte Verbindung von Innovation und Nachhaltigkeit.»

Erprobung digitaler Entwurfswerkzeuge und Fertigungsmethoden

Die Installation wurde mithilfe von digitalen Werkzeugen entworfen, und digitale Technologie kommt auch bei der Umsetzung zum Einsatz. Ein Machine-Learning-Algorithmus, der in Zusammenarbeit mit dem Swiss Data Science Center entwickelt wurde, bot den Forschenden neue Gestaltungsmöglichkeiten. Damit liessen sich unterschiedliche Formen und Anordnungen rasch entwickeln und sogleich überprüfen. Zum Beispiel konnte die Beregnung der bepflanzten Schalen getestet werden. 

Im Immersive Design Lab der ETH liessen sich die Entwürfe dreidimensional erkunden und in Echtzeit weiterentwickeln. Eine gemeinsam mit dem Computational Robotics Lab der Hochschule entwickelte Software ermöglichte es zudem, bei der Anpassung der Formen sogleich relevante Fertigungsparameter zu berücksichtigen – beispielsweise das maximal mögliche Gewicht der verbauten Holzplatten. So konnte eine besonders effiziente und belastbare Konstruktion ausgearbeitet werden.

Im Computational Robotics Lab der ETH Zürich setzen derzeit Roboter die hölzernen Gefässe zusammen. (Foto © Pascal Bach, Gramazio Kohler Research, ETH Zürich)
Robotische Vorfertigung

Der finale Entwurf wird nun im robotischen Fertigungslabor der ETH Zürich realisiert. Stets im Gleichtakt nehmen vier Industrieroboter, wie man sie aus der Automobilindustrie kennt, die Holzplatte auf und platzieren sie auf Basis der Daten aus dem 3D-Modell. Ein Algorithmus berechnet dabei die Bewegungen der Roboter, sodass es nicht zu Kollisionen kommt. Haben die Maschinen ihre vier Platten nebeneinander gesetzt, werden diese von Handwerker*innen zuerst temporär verbunden und dann mit Giessharz verleimt. Zwischen 51 und 88 Platten ergeben jeweils eine Holzschale. Wenn ein Element fertig ist, wir es verladen und von einem Lastwagen nach Zug gebracht. Im Frühling 2022 soll «Semiramis» dann aufgerichtet und bepflanzt werden.


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