Kochakademie Heiligkreuz

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Año
2020
Cliente
Verein Chance Heiligkreuz / Hotel & Gastro Union / Odinga Promotions AG
Equipo
Thomas Schregenberger GmbH, Thomas Schregenberger, Andrzej Egli, Moritz Gisler, Innenarchitektur: GREGO Architektur GmbH, Landschaftsarchitektur: Lorenz Eugster, Bauingenieur: Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Haustechnik: hat 1-4, Bauökonomie: Büro für Bauökonomie AG, Gastroplanung: Planbar AG

Das Projekt besteht aus zwei Gebäuden, aus dem Akademiegebäude und dem erneuerten Wohnhaus, verbunden durch einen zentralen Hof bilden die eine Einheit. Die neue Kochakademie ist ein klar formuliertes, zweigeschossiges Gebäude, überspannt von einem grossen Dach mit einem markanten länglichen Dachreiter. Dachreiter und Dach prägen das Erscheinungsbild des Akademiegebäudes von Aussen und schaffen charaktervolle Räume im Innern. Das Wohngebäude wird in seiner Struktur belassen, seine Erschliessung aber neu organisiert und die Studentenzimmer zweiseitig gegen Süden und Norden orientiert. Die zusätzlichen Zimmer sind in der Aufstockung des Westflügels und im neuen Kopfbau untergebracht. Dieser gliedert mit seiner Kontur die zentrale Platzfolge und stellt einen klaren Bezug zum Akademiegebäude her.

Akademiegebäude
Das zweigeschossige Akademiegebäude ist so in die Topographie hinein gesetzt, dass direkte Beziehungen von beiden Geschossen zum Aussenraum ermöglicht werden, im Erdgeschoss zum gemein- samen Hof, im Obergeschoss zum rückwertigen Garten. Im Erdgeschoss sind die eher öffentlichen Funktionen untergebracht wie der Empfang und das Sensorium, das Mysterium und das Refektorium mit den dazugehörenden Küchen und dem Lager. Dagegen sind die Schulungsräume mit ihren Küchen, die Medienschulung wie auch die Schulverwaltung und der Coworkingspace im Obergeschoss angeordnet. Zentraler Raum, der Bauch des Gebäudes, ist der Speisesaal, das Refektorium. Hier wird gegessen, gewohnt und auch gearbeitet, oder man trifft sich abends am Kaminfeuer. Hier werden auch Schweine gebraten, Feste gefeiert und Bankette veranstaltet. Gekocht wird in der offenen Akademieküche, bei speziellen Anlässen auch in der Mysterium-Küche. Neben der Akademieküche, vom Hof aus gut sichtbar, sind die Micro-Einrichtungen angeordnet; die Käserei, die Fleischerei, die Bäckerei und die Patisserie. Diese sind damit auch Teil des Sensoriums, dem eigentlichen Schaufenster der Kochakademie. Hier werden Materialien gezeigt und regionale Produkte ausgestellt und verkauft, Gäste empfangen, Apéros veranstaltet aber auch destilliert und gebraut. Im benachbarten Mysterium wird das Kochen möglichst nahe zu den Gästen gebracht. Die offene Küche wird zur Bühne der jungen Köchinnen und Köche und ihrer Kunst. In den Sommermonaten kann das Mysterium auch nach Draussen verlegt werden. Gekocht wird dann im Freien. Auf der Mysterium-Kanzel gleich neben dem Kräutergarten können die Gäste dem Kochspektakel zusehen und dabei die kühle Abendluft und den Blick in die Landschaft geniessen. Andere mögliche Essplätze im Freien sind im Hofbereich oder vor der Akademieküche mit Blick ins Dorf zu finden.
Im Obergeschoss sind die Schulungsküchen und Schulungsräume untergebracht. Eine Treppe führt vom Eingang her kommend hinauf in den offenen stützenfreien Raum. Gegliedert ist er einzig durch den zentralen Luftraum des Refektoriums und die beiden darüber liegenden Lüftungszentralen. Unter diesen sind an beiden Enden des Gebäudes die Schulungsküchen angeordnet. Es sind Demonstrations- und Arbeitsküchen für den Schulbetrieb mit Essveranstaltungen und sie sind thematisch verschieden eingerichtet. Die archaische Küche insbesondere hat einen direkten Bezug zum dahinterliegenden Garten und zur dortigen Aussenküche. Dort steht auch ein Gewächshaus und daneben sind Gärten angelegt. Entlang den Längsfassaden sind nebst der Medienschulung die Schulleitung mit ihren Arbeitsplätzen und mehrere Sitzungskojen sowie der offene Coworking-Space untergebracht. Eine Laube entlang der Westfassade schafft einen direkten Bezug zum darunter liegenden Hof- raum. Erschlossen ist das Akademiegebäude über einen markanten Eingang am Hof. Dort ist auch die separate Anlieferung angeordnet. Diese führt direkt zu den Lager- und Entsorgungsräumen. Die Abfallentsorgung verläuft über das Untergeschoss und die Containerräume am unteren Hof. Auch die Anlieferung fürs Wohnhaus und die Einfahrt zur Autoeinstellhalle sind dort untergebracht. Das Akademiegebäude ist einfach strukturiert und solide gebaut. Es ist ein Ort der Experimente und des Wandels, eine Werkstatt, die sich ihre Benutzern aneignen, formen und in Besitz nehmen. Die Grundrisse sind flexibel, die Räume charaktervoll und anregend. Eine Schule mit Identität unter einem grossen Dach.

Wohnhaus
Das bestehende Wohngebäude wird in seiner Struktur weitgehend belassen, aber neu gedacht. So wird die Horizontalerschliessung von der Nordfassade an die Südfassade des Gebäudes verlegt. Dort werden die bestehenden Balkone durch eine grosse, verglaste Laube ersetzt, die neu nun die Studentenzimmer erschliesst. Diese Zimmer werden um die hintere Korridortiefe verlängert, dabei vergrössert und erhalten so auch ein Fenster gegen Norden mit Blickbeziehungen zum rückwärtigen Wald und ins Tal. Die bestehende Zimmerstruktur, die sanitären Erschliessungsschächte und auch die Fassaden bleiben dabei erhalten. Die vorgelagerten Lauben _ selbst werden zu Begegnungsräumen in einer vom Wetter geschützten klimatischen Zwischenzone. Die Studentenzimmer sind neu nun zweiseitig orientiert und mit einer zentralen Nasszelle gegliedert in eine eher soziale Seite zu de Lauben hin und eine intime „Schlafkoje“ gegen den ruhigen Wald.
Der neue Kopfbau ist Dreh- und Mittelpunkt nicht nur des Wohngebäudes sondern der ganzen Anlage. Er organisiert die Erschliessung des Wohngebäudes, beherbergt nebst den Dozentenzimmern die zentral gelegenen Gemeinschaftsräume und vermittelt zwischen den beiden Gebäuden, dem Wohnen und der Akademie. Seine Konturen gliedern den zentralen Hof in verschiedene Zonen, in einen Eingangs- und Anlieferungsbereich und einen Werkhofbereich mit der Verbindung in den nördlich gelegenen Garten. Im Erdgeschoss ist das Wohngebäude ganz auf den Hof gerichtet. Nebst dem Zu- gang zum Gebäude und der Tiefgarage sind es die Orangerie wie auch die nordöstlich anschliessenden Werkstätten, welche den gemeinsamen Hof zusätzlich beleben. Die Fassaden wie auch die neuen Lauben sind aus lokalem Holz gefertigt. Die grossen Vordächer schützen die nach aussen öffnen- den Fenster und beziehen sich in ihrer Ausformulierung auf traditionelle Bauten der Region.

Situation und Aussenräume
Der Neubau organisiert und verdichtet die Themen des Wahrnehmens, des Zusammenstellens, Verfeinerns, Präsentierens und Geniessens. Oberhalb von Heiligkreuz, in Sichtdistanz, entsteht ein Kompetenzzentrum um das Kochen im Kontext einer urwüchsigen Landschaft. Satelliten gleich finden sich im nahen und weiteren Umfeld Gärten und Stationen des Beobachtens und Kultivierens, verbunden durch Fusswege. Im nahen Umfeld des Neubaus ist die Ökonomie der Arbeitsabläufe im Alltag mitbestimmend für die Anord- nung der Aussenraumfunktionen, was mit der Überarbeitung weiter verdichtet werden konnte. Zugleich wird Wert gelegt auf weitere Differenzierung und ein stimmungsvolles Ausarbeiten der einzelnen Orte. Ankunfts- und Werkhof bilden ein übersichtliches Platz- Ensemble, gegliedert durch die Kontur des Wohnbaus und eine Tränke, einem auf den praktischen gebrauch ausgelegten Brunnentrog sowie dem flexibel ausbaubaren Kräutergarten, der zur Kanzel führt. Hier spielt das Leben im Tagesbetrieb. Die Kiesfläche im hinteren Teil des Hofs dient dem Unterricht, dem Spiel, dem Genuss Eine Hoflinde bei der Ankunft definiert einen weiteren Ort des Zusammenkommens. Im Schulbetrieb spielen die Südterrasse mit Aussenküche, Gewächshaus, Permakulturen eine wichtige Rolle und bietet geschützte Aussenplätze an gut besonnter Lage.
Der weiterentwickelte Wohntrakt bietet eine auf Kontemplative Vereinzelung ausgelegte Nord-Aussicht ins Lärchenwäldchen und kommunikative Erschliessungs- und Gemeinschaftsbereiche nach Süden zum Hof. Umgeben ist der Trakt von Wegen, die von alpinen Staudenpflanzungen gesäumt werden (z.B. Felder von Farnen, Huflattich und Blutweiderich). Gäste und Besucher können lustvoll eintauchen und mit hochgekrempelten Ärmeln um das Lern- und Lehrareal auf Entdeckungs- reise gehen. Genauso gut kann der geneigte Besucher aber auch sein Gefährt in die Garage stellen und sich in kraft- und stilvollem Ambiente verwöhnen lassen zu Restaurantzeiten. Ein Einbezug der vorhandenen Infrastruktur in die Entwicklung des Konzeptes ist wünschenswert, weshalb wir eine zweite Etappe im Kontext des Weilers glaubwürdig und erfolgversprechend finden. Für die Unterbringung von Gästen und Studenten scheint es auch im weiteren Umfeld mit den unterhalb gelegenen Ferienhäusern weiteres Potenzial zu geben.

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