Elegante Sanierung eines Nachkriegsjuwels

Tschudin Urech Bolt Architekten
22. Juni 2023
Foto: Kuster Frey
Herr Tschudin, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Das Verwaltungsgebäude der Kabelwerke Brugg ist ein substanzgeschützter Nachkriegsbau, daher mussten wir bei der Sanierung besonders sensibel vorgehen, um den Charakter und die Eleganz des Gebäudes zu bewahren. Die Hauptprobleme des Bauwerks vor der Sanierung waren die hohe Belastung durch Asbest und seine schlechte Energiebilanz. Der Asbest musste entfernt werden, und das Gebäude benötigte eine energetische Sanierung, um den aktuellen Standards gerecht zu werden.

Die charakteristische Fassade aus italienischem Verde-Alpi-Marmor konnte erhalten werden. Eine neue Dämmschicht wurde auf der Innenseite eingebaut. (Foto: Kuster Frey)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Uns inspirierte vor allem das bestehende Gebäude selbst mit seinen sorgfältig ausgearbeiteten Details, die teilweise sogar im Massstab 1:1 vorhanden waren.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Verwaltungsgebäude der Kabelwerke Brugg ist ein zweibündiges, trapezförmiges Hochhaus. An der Fassade befindet sich Verde-Alpi-Marmor aus Italien, der dem Gebäude seine charakteristische Noblesse verleiht. Es war zur Bauzeit ein prestigeträchtiger Nachkriegsbau und bildete einen prominenten Auftakt zum Firmenareal der Kabelwerke Brugg.

Auch die bauzeitlichen Treppengeländer blieben erhalten. Sie prägen die Erschliessungszone. (Foto: Kuster Frey)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Grundsätzlich gab es nur minimale Anpassungen an der räumlichen Struktur. Eine grössere Intervention war der Einbau einer Cafeteria im Erdgeschoss, die über die Terrasse direkt erschlossen ist. Dadurch wurde der Bestand bewusst verändert, um eine höhere Aufenthaltsqualität zu schaffen. Diese Massnahme haben wir ergriffen, weil der neue Mieter sich im Quartier integrieren möchte und bewusst öffentliche Nutzungen anbietet.

Nicht nur aussen, sondern auch im Inneren wurde der Nachkriegsbau einst repräsentativ gestaltet. Dieser besondere Charakter blieb bei der Sanierung vollumfänglich erhalten. (Foto: Kuster Frey)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Das Projekt wurde stark durch aktuelle energetische Tendenzen beeinflusst: Zum Beispiel wurde während der Bauphase entschieden, das Gebäude noch zusätzlich mit einer Wärmepumpe auszustatten. Dies, um von der Fernwärme, die mit Gas gespeist wird, nicht länger abhängig zu sein. Die Heiz- und Kühldecke wurde auf der kompletten Fläche aktiviert, obwohl eigentlich nur eine Aktivierung von 70 Prozent nötig gewesen wäre. Dies, um einen noch grösseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und für eine etwaige Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben in der Zukunft gerüstet zu sein.

In den Büros wurden die schadstoffbelasteten Böden entfernt und durch einen PVC-Belag ersetzt. (Foto: Kuster Frey)
Blick in die repräsentativen Räumlichkeiten des Bürobaus in Windisch (Foto: Kuster Frey)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die Verwendung von speziellen Aluminiumfenstern mit Dreifachverglasung und der Einbau einer innen angebrachten Isolationsschicht haben zum Erfolg der energetischen Sanierung entscheidend beigetragen. Neue PVC-Böden in den Büroetagen ersetzen den früheren asbesthaltigen Bodenbelag. Auch der Erhalt und die Anpassung bestimmter Details wie der Natursteinplatten und der Geländer im Treppenhaus trugen zur erfolgreichen Sanierung bei.

Grundriss Erdgeschoss (© Tschudin Urech Bolt Architekten)
Grundriss 2. Obergeschoss (© Tschudin Urech Bolt Architekten)
Grundriss 4. Obergeschoss (© Tschudin Urech Bolt Architekten)
Grundriss 7. Obergeschoss (© Tschudin Urech Bolt Architekten)
Querschnitt (© Tschudin Urech Bolt Architekten)
Längsschnitt (© Tschudin Urech Bolt Architekten)
Bauwerk
Verwaltungsgebäude Kabelwerke Brugg
 
Standort
Klosterzelgstrasse 28, 5210 Windisch
 
Nutzung
Bürobau
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Brugg Real Estate, Brugg
 
Architektur
Tschudin Urech Bolt AG, Brugg
Marco Tschudin und Isabel Schildknecht
 
Fachplaner
Elektrofachplaner: Jost AG, Brugg
HLKS – RMB: Lenzburg
Bauingenieur: VZP Ingenieure, Aarau
Bauphysik: Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen
Fassadenplaner: GKP Fassadentechnik AG, Aadorf
 
Fertigstellung
2023
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 8 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF 7 Mio.
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Fassade: Ernst Schweizer AG
 
Fotos
Kuster Frey, Zürich

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