Bjarke Ingels im Social-Media-Kreuzfeuer

Big gender GAP @ BIG

Jenny Keller
4. April 2017
Bild: via Instagram @Bjarkeingels

Laut Dezeen soll ursprünglich unter dem Gruppenbild der elf Partner und einzigen Partnerin und CEO von BIG gestanden haben «BIG Boys&Girl» – Der Namensgeber der Bjarke Ingels Group machte also gleich selbst auf das Ungleichgewicht der Geschlechter in seiner Architekturfirma auf Partnerebene aufmerksam. Es dauerte nicht lange, und der Post regte die follower von BIG zu bis dato 146 Kommentaren an. Einige kritisierten BIGs Firmenpolitik und das Fehlen von weiblichen Führungskräften oder Vorbildern in der Architektur, bemerkten dass die Frau auf dem Bild, Sheila Maini Søgaard, Ökonomin und nicht Architektin sei, und andere fokussierten nur auf die Arbeit, die bei einem Architekten zähle und rieten dem Urheber diese «dummen» Kommentare zu ignorieren. Bjarke Ingels konnte das nicht lassen und schrieb vor vier Tagen in etwa: 

«Das ist ein Bild von mir und meinen lieben Freunden und Partnern, die ich liebe, bewundere und respektiere, und mit denen ich seit 16 Jahren zusammengearbeitet habe, um unsere Firma aufzubauen. Zu meiner Verwunderung stellte sich heraus, dass dieses Bild für viele beleidigend war, die scheinbar meinen, dass wir einander ausgesucht haben aufgrund von Faktoren wie Rasse oder Geschlecht, dabei ging es um unsere geteilte Leidenschaft, Talent, Begabung, Intelligenz, Herz und Seele. Wirklich?»
 

Damit hat er sich keinen Gefallen getan, finden wir. Es half auch nicht, dass das einzige «Girl» auf dem Bild, Sheila Maini Søgaard bei Dezeen zu Protokoll gab, dass Geschlechtergleichheit bei BIG (ebenfalls) gross geschrieben werde. Die Kommentare wurden dadurch auf jeden Fall nicht versöhnlicher oder differenzierter, aber die Diskussion ging weiter. Das ist die Hauptsache, finden wir. Denn wenn wir nicht weiter darüber reden, weshalb es weniger Frauen in der Führungsetage von Architekturbüros gibt, wird es nie mehr geben.

Es geht uns nicht um eine Quote, sondern um ein Umdenken in der Branche. Das Problem ist nämlich hausgemacht: Frauen sind nicht schlechtere Architektinnen mit weniger Talent oder Passion als Männer, sie verschwinden auf dem Arbeitsmarkt, weil dieser scheinbar nicht mit ihren Bedürfnissen vereinbar ist. Wenn sogar Ärztinnen und Ärzte teilzeit arbeiten können, MUSS das auch in einem Architekturbüro möglich sein. Übergabe-Zeiten, klare Absprachen, die Fähigkeit abzugeben und zu delegieren auf Seiten der Angestellten, aber auch Vertrauen von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sind dafür Voraussetzung. Und, dass die Frauen und auch die Männer sich getrauen, Teilzeitstellen und alternative Arbeitsmodelle einzufordern. In diesem Sinne: Danke für den Input, Herr Ingels und Frau Søgaard, wirklich!

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