Die Bedeutung öffentlicher Räume

Juho Nyberg
13. Juni 2013
Ungeordnet aber lebhaft: der Taksim-Platz in Istanbul vor den Protesten. (Bild: facebook.com)

In letzter Zeit sind öffentliche Plätze Gegenstand verschiedener Kontroversen: In New York besetzte die Bewegung «Occupy Wall Street» vor anderthalb Jahren den Zuccotti-Park, in Stuttgart wurde im Zusammenhang mit dem Bahnhofsausbau heftig um den Erhalt des angrenzenden Parks mit seinen Bäumen gestritten, der Tahrir-Platz in Kairo war die Keimzelle des Sturzes von Husni Mubarak.

Die in Istanbul aufgekeimten Bürgerproteste drehen sich wieder um öffentliche Räume. Die geplante Beseitigung des Gezi-Parks zugunsten eines Einkaufszentrums mit historisierender Fassade der Topçu-Kaserne führte zu den bekannten Protesten und der Besetzung des angrenzenden Taksim-Platzes, der in der Nacht auf Mittwoch dieser Woche von der Polizei gewaltsam geräumt wurde. Bei allen kulturellen und politischen Unterschieden zwischen den erwähnten Beispielen ist doch auffällig, dass sich hier Menschen aus unterschiedlichsten politischen und gesellschaftlichen Lagern zusammenfinden, um für eine Sache oder Idee zu kämpfen, die sie ohne Absprache als ihren «Common Ground» ansehen.

Gekämpft wird für eine Identität, die sich in Stuttgart und Istanbul über lange Zeit entwickelt hat und auch deshalb nicht einfach durch einen - wie auch immer geartenen - Neubau substituieren lässt. Offensichtlich lassen sich städtische Strukturen und die Menschen, die sie bevölkern und beleben (wollen), nicht beliebig domestizieren. Stadt- und Raumplanung sind politische Massnahmen und es scheint, dass die Bevölkerung auf ihren Einfluss pocht, sei es an der Urne oder direkt vor Ort.

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