Die Kontrolle verteilen

Inge Beckel
14. März 2013
John Habraken. Bild: Stills / schwarzpictures.com

John Habraken (*1928) ist ein in Indonesien geborener niederländischer Architekt. Sonja Lüthi und Marc Schwarz haben ihn in einem Dokumentarfilm porträtiert. Der Film trägt den Namen «De Drager» und übernimmt damit den Titel eines von Habraken herausgegebenen Buches. De Drager heisst übersetzt «Der Träger» und will heissen, dass Architektur die Menschen sinngemäss tragen soll – ihnen also einen Rahmen geben soll zum Leben. Dies ist im Gegensatz zu jener Architektur zu sehen, die in Form und Ausdruck wie in den räumlichen Gegebenheiten derart stark bestimmt ist, dass die darin lebenden oder arbeitenden Menschen zu die Räume bespielenden Nutzern werden, während sie die Rolle von selbst bestimmten Akteuren und Akteurinnen verlieren.

Bewohner eines Habitats von Habraken. Bild: Stills / schwarzpictures.com

Habraken gehört damit der in den 1960er- und 1970er-Jahren auch in Holland diskutierten und praktizierten Bewegung des Strukturalismus an. Dieser wollte just keine eigentlichen Formen, sondern Strukturen etablieren, die die Leute im Kleinen fertigmachen sollten, indem sie sie einrichteten, bemalten, mit Stoffen bespannten … Habraken selbst vergleicht die moderne Architektur mit einem Gesamtkunstwerk, worin von der städtebaulichen Setzung bis zum Stuhl alles festgelegt ist. Die Realität aber sei genau andersherum: Die Welt sei da und wir – also auch Architekten – dürften an und mit ihr arbeiten. Es gehe um Verteilung der Kontrolle.

Zu den Strukturalisten in der Architektur und im Städtebau zählten etwa Vertreter wie Kenzo Tange für Japan, Yona Friedman für Frankreich oder für die Schweiz Jakob Zweifel mit seiner EPF Lausanne. Mehr zu Habraken oder zum Strukturalismus erfährt man hier; der Trailer von De Drager ist ebenfalls online.

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