Drei Viertel unten, ein Viertel oben

Inge Beckel
22. Juni 2016
Das neu eröffnete Bündner Kunstmuseum. Bild: Christof Kübler

Nach vierjähriger Bauzeit wird der Neubau der Architekten Barozzi Veiga aus Barcelona eröffnet. Ihr monolithischer Kubus hat sich zwischen der Villa Planta, ebenfalls Teil des Museums, dem Verwaltungsgebäude der Rhätischen Bahn und einem Gebäude der Kantonalen Verwaltung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts wörtlich und örtlich eingemittet. Entstanden ist ein ausgewogenes, räumlich schönes Ensemble, das den Stadtraum insgesamt aufwertet. Für die Sanierung der denkmalgeschützten Villa Planta sind die Churer Architekten Gredig Walser verantwortlich.

Aussenansicht mit renovierter Villa Planta und Erweiterungsbau. Bild: © Ralph Feiner

Innenräumlich besticht der Bau von Barozzi Veiga durch Klarheit und Funktionalität. Entstanden sind ruhige, schlichte Räume, die die Kunst zur Geltung kommen lassen. Die Treppenhäuser und Erschliessungsbereiche sind eher karg und eng. Nun können Verengungen, die sich mit Weitungen wechseln, durchaus räumliche Spannung bedeuten - wie man sie beispielsweise beim amerikanischen Altmeister Frank L. Wright findet. So ausgeklügelt ist Chur jedoch nicht. An den Amerikaner Wright erinnert aber auch die Fassade mit ihren ornamentierten Betonkacheln (vgl. Kristall oder Schatulle).
 
Insgesamt kann Chur stolz sein auf sein neues Museum. Erstens sind alle Vorgaben eingehalten, sowohl Budget als auch Terminplan. Zweitens ist ein schöner neuer Ort im Zentrum der Stadt entstanden (vgl. auch hier). Und schliesslich sind durch die massive Vergrösserung der Ausstellungsflächen – die mehrheitlich unterirdisch liegen – neben den Sonderausstellungen fortan stets grosse Teile der Sammlung für die Besucherinnen und Besucher zugänglich.
 
Eine Reise nach Chur lohnt sich also – auch wegen «Solo Walks. Eine Galerie des Gehens». Leitmotiv dazu stellt die Plastik L'homme qui marche des Bündner Künstlers Alberto Giacometti dar.

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