Ein «Jahrhundert-Bau» wird eingeweiht

Jenny Keller
9. Januar 2017
Elbphilharmonie (Dez 2016). Bild: Thies Rätzke

Das jüngste und umstrittenste Bauwerk von Herzog & de Meuron, am Ende zehnmal teurer als vorangeschlagen und nicht nur einmal totgesagt, wird am 11. und 12. Januar mit einer Reihe von Konzerten feierlich eröffnet. Die Presse und die Fachwelt singen bereits einstimmig: Es handelt sich um ein Meisterwerk. Die Elbphilharmonie, oder «Elphi», wie sie die Hamburger bereits liebevoll nennen, sei ein Jahrhundert-Bau, nicht entstanden aufgrund einer Bedarfsanalyse, sondern durch eine grosse Idee, vergleichbar mit Beethovens Neunter oder Coca-Cola, schreibt etwa die NZZ: «Die himmelstürmende Idee, die Ursprung war und Motor für das ganze Projekt, drohte im mühsamen Geschäft ihrer Verwirklichung mehr als einmal unter die Räder zu kommen. Willkommen war da die Chuzpe eines weltmännischen Dirigenten wie Christoph von Dohnányi, zwischen 2004 und 2011 Chef des in Hamburg ansässigen NDR-Sinfonieorchesters. Bei einer Expertenanhörung konterte er die Frage eines Abgeordneten, ob überhaupt Bedarf bestehe für einen weiteren Konzertsaal in der Hansestadt, mit der gänzlich unhanseatischen Gegenfrage, ob es seinerzeit denn einen «Bedarf» gegeben habe für Beethovens Neunte oder auch bloss für die Erfindung von Coca-Cola?

Nachzulesen in: «Elphi» oder Die Erfindung von Coca-Cola, NZZ vom 7. Januar 2017.

Die Elbphilharmonie wird am 11. und 12. Januar ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben: Dann wird das Publikum zum ersten Mal Zeuge der scheinbar grossartigen Akustik, die der Akustiker Yasuhisa Toyota verantwortet. Dank der sogenannten Weinberg-Architektur, bekannt von Scharouns Berliner Philharmonie, sitzt kein Zuhörer weiter als 30 Meter vom Dirigenten entfernt, und die Wandverkleidung des grossen Saals besteht aus zusammengesetzten Gipsfaserplatten, die den Klang reflektieren. Details des musikalischen Programms sollen bis zum 11. Januar geheim bleiben. 
 

 

Wie Weinberge sind die Besucher-Ränge im Grossen Saal der Elbphilharmonie um das Orchester angeordnet. Bild: Iwan Baan

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