Handwerk hautnah

Inge Beckel
27. Oktober 2014
Der Schindelmacher Patrik Stäger kleidete die Hütte ein. Bild: Ralph Feiner

So die physikalische Herleitung des Phänomens durch Markus Faisst, Tischlermeister aus dem Bregenzerwald. Er, der Schindelmacher Patrik Stäger aus Untervaz sowie der Philosoph Josef Perger aus dem Südtirol waren die Referenten an der Tagung Wert des Handwerks, die der Bündner Heimatschutz am vergangenen Samstag in der Tegia da vaut in Domat/Ems veranstaltet hatte. Die schindelverkleidete Hütte Gion Caminadas war der ideale Ort für das Thema.

Erstens hatte Stäger den Bau seinerzeit eingekleidet; vor versammeltem Publikum schlug er gleich noch ein paar Schindeln als hautnahe Anschauung des heute seltenen Handwerks. Zweitens liess der Ort das Holz über mehrere Sinne erleben: visuell, haptisch und riechend. Perger bezeichnete den sinnlichen und sinngemäss ganzheitlichen Charakter von Handwerk denn auch als ein wesentliches Merkmal desselben. So kann der Mensch hierbei die Fertigung eines Produkts nachvollziehen und damit direkter begreifen als bei industrieller Herstellung, wo der Prozess intellektuell nachzuvollziehen ist. Dass heute das Interesse an Handwerk, jedenfalls an gewissen Handwerkstechniken, wieder zunimmt, ist erfreulich. Entsprechend bleibt das Wissen lebendig und kann inskünftig weitergegeben werden. Gleichzeitig ist und bleibt Handwerk gegenüber einer industriellen Fertigung wohl die Ausnahme. Handwerk also ist exklusiv – aber sinnlich, authentisch erlebbar und in der Regel eine befriedigende Tätigkeit.
 

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