Ikonen treffen sich

Juho Nyberg
10. April 2014
Dichtestress an der Themse: Die neue Nachbarschaft kommt der Power Station bedrohlich nahe. (Bild: zvg)

In den 30 Jahren seit der Stilllegung hat es verschiedene Anläufe gegeben, das einzigartige Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. 2012 bemühte sich der Londoner Fussballclub FC Chelsea im Rahmen einer Bieterrunde um das Areal, um sich an diesem Ort ein neues Stadion zu bauen – die vier Schornsteine wären stehen geblieben. Den Zuschlag erhielt jedoch ein malayisches Konsortium, dem unter anderen mit EPF die neuntgrösste Pensionskasse der Welt angehört, für £400 Mio. (etwa CHF 590 Mio.).

Die Ikone bleibt erhalten: Masterplan für das Areal. (Bild: zvg)

Dabei geht es nicht nur um das ehemalige Kraftwerk, sondern um ein ganzes Quartier, das in verschiedene Baufelder aufgeteilt ist. Das gesamte Areal umfasst knapp 160'000 m2. Der Masterplan für das Gebiet stammt vom New Yorker Architekten Rafael Vinoly, dem es gelingt, die immensen Flächen in vergleichsweise schmalen Bändern um die Powerstation zu arrangieren, wie der Masterplan zeigt. Allerdings weisen erste Renderings darauf hin, dass dem historischen Industriebau vertikal durchaus Konkurrenz erwächst. 

Die gerade präsentierte 3. Ausbauetappe umfasst neben einem Hotel rund 32'500 m2 Gewerbefläche und 1'300 Wohnungen, wovon 103 «erschwinglich» sein sollen. Um der eigentlich anvisierten Kundschaft ihre Investition schmackhaft zu machen, wurden für die Architektur die Büros Foster & Partners und Frank Gehry verpflichtet – zwei Namen, die man eben kennt. Ebenso leicht zu erkennen ist auch, welcher Teil aus welchem Büro stammt: Während Fosters Blockrand wie eine Überlagerung mehrerer Flügel des Dolder Grand daher kommt, erinnert Gehrys Entwurf zuverlässig an – Frank Gehry eben. Schiefe Türme, die sich scheinbar unter Schmerzen in alle erdenklichen Richtungen winden, stellen sicher, dass auch der am entferntesten Architekturinteressierte den Verursacher erkennt. Das Ziel freilich war «ein Viertel zu schaffen, das sich mit der historischen Struktur Londons verbindet».

Zwischen Dolder und Bilbao: Entwürfe für das Battersea-Power-Station-Gebiet in London (Bild: zvg)

Ob eine so wirblige Nachbarschaft der klassisch-eleganten Architektur Scotts die angemessene Reverenz erweist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Immerhin werden Fosters und Gehrys Entwürfe von der Themse aus gesehen vornehm im Hintergrund bleiben.

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