Veritabel verdichtet
Inge Beckel
31. August 2015
Unten einkaufen und essen, oben wohnen. Markthalle von MVRDV. Bild: mvrdv.nl
Einkaufen war stets menschliche Notwendigkeit. Früher haben Marktfrauen Waren gegenseitig getauscht. Längst aber heisst die Devise: Waren gegen Geld. Wie die Form, so wandeln sich auch die Marktorte selbst. Das jüngste Beispiel steht in Rotterdam.
Die Ausgabe TEC21 35/2015 stellt die neue Markthalle im Zentrum Rotterdams – neben anderen Neuerungen im Bereich Einkaufen – ausführlich vor. Nun ist es offensichtlich so, dass es infolge neuer EU-Vorschriften zu dem Gebilde kam, wie Klaus Englert schreibt, das prima vista an eine Art überdimensionierten Triumphbogen erinnert. Die Überdachung werde heute aus hygienischen Gründen gefordert. Denn unter dem Tonnengewölbe von 40 Metern Höhe spannt sich eine Fläche von 120 Metern Länge und 70 Metern Breite auf, wo unzählige, fest installierte Marktstände in engen Reihen drängen. Auf den Dächern gewisser Stände hat es Tische und Stühle, wo das unten Erworbene verspiesen werden kann.
In dem hier als Tonne ausgebildeten Dach konnten nun 228 Wohnungen untergebracht werden – alle mit Balkon und ebenso mit Blick in die Tiefe des Markt-Treibens. 102 Miet- und 126 Eigentumswohnungen sind es, die zwischen 80 und 300 Quadratmeter gross sind. Damit ist diese städtische Zentrumsfläche wirklich sehr gut genutzt, denn sind die Marktstände oder Imbiss-Restaurants geschlossen, steht der Ort mit den vielen Wohnungen keineswegs verlassen da. Die verantwortlichen Architekten, die Ortsansässigen MVRDV, sollen denn auch von einem 24-Stunden-Gebäude sprechen.