Wakkerpreis: Lob und Erwartung

Katinka Corts
12. September 2013
Der Espace des Remparts wurde 2005 neu gestaltet (Bild: D.Gross/Stadt Sitten)

Mit der Neugestaltung der öffentlichen Stadträume in den letzten Jahren gelang es Sitten, die Lebensqualität in der Stadt deutlich zu erhöhen. Landschaft und Baukultur werden fokussiert, und gleichzeitig Fragen zu Zersiedelung, Verkehrsaufkommen und Demografie bearbeitet. Verschwindet der Verkehr, zieht es die Menschen wieder mehr ins Zentrum. 

Im Kleinen sind die Ergebnisse am sorgfältigen Umgang mit der Stadtmöblierung und am unaufgeregten Herausputzen der Aussenräume zu sehen. Seit 2003 werden die Stadtplätze umgebaut, neu möbliert und aufgewertet – zuerst der Place du Midi, zwei Jahre später der Espace des Remparts, 2008 die Rue du Grand-Pont sowie 2010 und 2011 die Rue de Lausanne und der Place Maurice Zermatten. Auch Schulhausplätze werden neu bepflanzt, sodass sie im Wohnquartier als vollwertig nutzbarer Aussenraum wahrgenommen werden. Im Grossen befasst sich Sitten mit seinem baukulturellen Erbe und wendet sich seinen architektonischen Perlen der 1950er-Jahre zu. Es werden Strategien gesucht, wie deren Bild in der Stadt trotz der aktuellen energetischen Anforderungen gewahrt werden kann.

Der Place Maurice-Zermatten wurde von BFN Bornet-Fornay-Nanchen Architekten gestaltet (Bild: G. Bally/Keystone)

Und auch ihrer landschaftlichen Qualitäten ist sich die Stadt bewusster geworden: Trotz wachsender Bevölkerung wird Sitten keine neuen Bauzonen ausserhalb der Stadtgrenze definieren. Die Grünzonen, die die Stadt in Ost und West fassen, werden entsprechend dem 2012 angenommenen Richtplan geschützt. Wachstum gibt es dennoch, denn verdichtet wird im Bestand. So soll ein städtisches Industriequartier in Zukunft Raum für Wohnen und Arbeiten bieten, und in Studienaufträgen wurden Gestaltungsziele für strategisch wichtige Orte definiert. 
 
Mit dem Preis würdigt der Schweizer Heimatschutz das Erreichte. Gleichzeitig legt er die Messlatte hoch für künftige Planungen und für die Umsetzung der städtischen Vision, Bauen und Landschaft gemeinsam harmonisch weiter zu entwickeln. 
 
Die offizielle Preisübergabe findet am 21. September 2013 im Rahmen einer öffentlichen Feier statt. Eine Ausstellung, eine Tagung und öffentliche Führungen zu verschiedenen Themen sind Teil eines Rahmenprogramms, das vom 14. bis 28. September 2013 in Sitten stattfinden wird. Auf einem Rundgang können wichtige bauliche Stationen Sittens erkundet werden.
 
Zum Preis
Den Wakkerpreis vergibt der Schweizer Heimatschutz jährlich einer politischen Gemeinde. Erstmals ermöglicht wurde der Wakkerpreis 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz – bis heute wird die Auszeichnung über Legate finanziert.
Stein am Rhein, Guarda oder auch Ernen wurden in den 1970er-Jahren für die Erhaltung ihrer historischen Zentren ausgezeichnet, was damals nicht selbstverständlich war. Heute stehen vor allem Gemeinden im Fokus, die ihren Siedlungsraum unter zeitgenössischen Gesichtspunkten sorgfältig weiterentwickeln. Hierzu gehören insbesondere das Fördern gestalterischer Qualität bei Neubauten, ein respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz sowie eine vorbildliche Ortsplanung, die Rücksicht auf die Anliegen der Umwelt nimmt. Nach Ernen (1979), geht der Wakkerpreis zum zweiten Mal an eine Gemeinde des Kantons Wallis.

Die Galeries du Midi wurden vom Büro Hervé Savioz renoviert (Bild: G.Bally/Keystone)

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