Wegen Kälte ausser Betrieb

Jenny Keller
16. Februar 2012
Zum betonieren zu kalt? Bild: Kestone

Ein Tief über Skandinavien und ein kräftiges Hoch über dem nördlichen Atlantik sorgen momentan für ergiebige Schneefälle auf der Alpennordseite und in den Alpen. In den kommenden Tagen soll sich die Wetterlage etwas beruhigen, und die Minustemperaturen bewegen sich nur noch im einstelligen Bereich, zumindest im Unterland. Die letzten Wochen waren aber anders. Wie die NZZ berichtete, standen deshalb über die Hälfte der Baustellen des Kantons Zürich im Bereich Roh- und Tiefbau in dieser Zeit still. Nicht nur sind die eisigen Temperaturen für die Arbeiter eine Qual, man liest auch, dass es zu kalt sei, um zu betonieren. Stimmt das?

Jörg Berli, der Geschäftsführer von Betonsuisse, antwortet auf Anfrage, dass man bei Tagestemperaturen unter -3° Celsius grundsätzlich nicht betonieren sollte. Jedoch hänge es von verschiedenen Faktoren ab, ob im Winter betoniert werden kann:
Schon nach der Produktion im Betonwerk sollte das Material +12° Celsius nicht unterschreiten. Dies kann mit Hilfe von geheizten Zuschlagstoffen wie Sand und Kies aus geheizten Silos oder warmem Wasser erfolgen. Dann sei auch die Distanz von Betonwerk und Baustelle ausschlaggebend für die Verarbeitung des Betons, denn das Material kühlt in den kalten Fahrmischertrommeln bei Minustemperaturen sehr schnell ab und kann dann auf der Baustelle unter Umständen nicht mehr verarbeitet werden. Ein frisch betoniertes Bauteil sollte auf der Baustelle dann auch mit entsprechenden Thermomatten vor der Kälte geschützt werden. Jan Patrik Niklaus, Produktingenieur Betonzusatzmittel der Sika Schweiz AG, gibt dazu noch zu bedenken, dass bei Bauteilen mit geringer Stärke sogar Schalungen gegen Wärmeverlust isoliert oder gar geheizt werden müssen, damit die Hydratation nicht zum Erliegen kommt und der Beton einfriert. Die Reaktion des Zements könne bei Bauteilen mit mehr Masse den Beton für eine gewisse Zeit warm halten, sofern die Umgebung nicht zu kalt sei. Dann müsse aber ein starkes Temperaturgefälle zwischen Kern und Rand der Bauteile verhindert werden, damit keine Spannungen entstehen, die zu Rissen führen.

Wie Jörg Berli treffend formulierte, gibt es auf diese einfache Frage also keine eindeutige Antwort. Wie so oft beim Bauen sucht man also auch hier den Rat von Spezialisten vor Ort.

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