Zumthor, von Amerika aus gesehen

Juho Nyberg
3. Oktober 2013
Ungewohnt freie Formen: Peter Zumthors Entwurf des Museumneubaus in L.A. (Bild: lacma.com)

Peter Zumthors Entwurf für das Los Angeles County Mueseum of Arts (LACMA) wird in Amerika kontrovers diskutiert. Anlass zu Kritik gibt vor allem anderen die Vergabepraxis: Direktor Michael Govan und Peter Zumthor kennen einander seit über zehn Jahren, damals war Govan noch in einer anderen Anstellung. Eine seiner ersten Amtshandlungen als Direktor des LACMA war dem Vernehmen nach ein Anruf bei Peter Zumthor für die Erteilung des Auftrags für den Neubau, der aktuellen Schätzungen zufolge rund $450 Millionen kosten soll. Dass anstelle eines Architekturwettbewerbs ein Direktauftrag erteilt wurde führt nicht nur bei amerikanischen Architekten zu Erstaunen. Im Rahmen eines Wettbewerbs wären wohl auch alternative Vorschläge für den Umgang mit den bestehenden Bauten gemacht worden. Um Zumthors Entwurf umzusetzen, müssten vier bestehende Bauten abgebrochen werden, drei davon von William Pereira, einem kalifornischen Modernisten, dessen Museumsgebäude von einigen selbst als Kunstwerke und also Bestandteil der Sammlung des LACMA angesehen werden.

Oscar Niemeyer und John Lautner lassen grüssen (Bild: lacma.com)

Um dem - von Kalifornien aus gesehen - fernen Phänomen des Schweizer Architekten Peter Zumthor auf den Grund zu gehen, hat sich Journalist Christopher Hawthrone für das Magazin des AIA auf eine Reise nach Haldenstein begeben. Er zeichnet das Bild eines intelligenten, belesenen Architekten, dessen Wirkungskreis - geografisch betrachtet - bislang verhältnismässig überschaubar war und dessen Entwurf im fernen Kalifornien formal in komplettem Gegensatz steht zu allem, was Zumthor bisher geschaffen hat. Als Inspiration hierfür mögen nach Hawthornes Auffassung die in unmittelbarer Nähe des LACMA gelegenen «Tar Pits» - Teergruben, in denen bedeutende Funde von Fossilien gemacht worden sind - gedient haben, was angesichts der blubberigen Form und des schwarzen Betons durchaus nachvollziehbar ist. Je nach Bilckwinkel lässt Zumthors Entwurf durchaus auch an modernistische Pavillionbauten der 1960er Jahre denken.

Der aktuelle Stand des Projektes und der auserwählte Architekt wurden dem Publikum in einer letzten Monat zu Ende gegangenen Ausstellung näher gebracht. Wohl auch, um mögliche Mäzene für das Projekt zu begeistern. Der eingangs erwähnten Kritik der Direktvergabe des Auftrags begegnet Direktor Govan mit dem Argument, dass es in der Vergangenheit wegen zu viel Einmischung zu unbefridigenden Kompromissen gekommen sei, namentlich mit der Wahl Pereiras als Architekt für die ursprünglichen und jetzt zur Disposition stehenden Bauten aus 1965. Nach dem Willen des damaligen Direktors hätte Mies van der Rohe das Museum entwerfen sollen.

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