Auszeichnung für grosse Verdienste um die Gartendenkmalpflege

Manuel Pestalozzi
11. Juli 2023
Der französische Gartenteil vor dem Wenkenhof in Riehen wurde im 20. Jahrhundert rekonstruiert. (Foto: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz)

Schon seit 1998 verleiht der Schweizer Heimatschutz den Schulthess Gartenpreis. Ausgezeichnet werden mit diesem herausragende Verdienste um die Schweizer Gartenkultur, also sowohl der Erhalt historischer Anlagen als auch die Gestaltung zeitgenössischer Grünräume. Seinen Namen erhielt der Preis von Georg und Marianne von Schulthess-Schweizer aus Rheinfelden, die ihn einst stifteten. Dotiert ist die renommierte Auszeichnung mit 25'000 Franken. Zum ihrem heurigen 25-Jahr-Jubiläum geht sie an die Arbeitsgruppe Gartendenkmalpflege von ICOMOS Suisse. Die feierliche Preisverleihung findet am 19. August dieses Jahres in Thun statt.

Für Interessierte bietet die Vergabe des Preises immer wieder eine willkommene Gelegenheit, sich der immensen Breite der historischen Gartenkultur der Schweiz bewusst zu werden. 

ICOMOS Suisse möchte auch moderne Parkanlagen wie jene der ersten Bauetappe der ETH Zürich auf dem Hönggerberg aus den 1960er- und 1970er-Jahren bewahren. Sie ist ein Zeuge des abstrakten Naturalismus aus der Feder des Landschaftsarchitekten Willi Neukom (1917–1983). (Foto: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz)
Wertvolles identifizieren und dokumentieren

Die Abkürzung ICOMOS steht für International Council on Monuments and Sites. Der internationale Rat für Denkmäler und historische Stätten mit Sitz in Paris wurde 1965 als Unterorganisation der UNESCO in Warschau gegründet. Die nationale Landesgruppe ICOMOS Suisse wiederum entstand 1966 in Chur. Als Besonderheit der Schweizer Sektion gelten ihre Arbeitsgruppen. 

1992 wurde die Arbeitsgruppe Gartendenkmalpflege gegründet, um historische Gärten und Grünanlagen zu erhalten und zu schützen. Kühn war der Plan, in Freiwilligenarbeit sämtliche Dörfer und Städte der Schweiz auf wertvolle Grünräume zu durchforsten. Mehr als 200 Personen haben über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg rund 30'000 Objekte systematisch auf Inventarblättern und in Listen erfasst.

Der botanische Garten La Thomasia oberhalb von Les Plans-sur-Bex dient der Erforschung und dem Schutz einheimischer Bergpflanzen. (Foto: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz)
Die Arbeit geht weiter

Mit dem Abschluss der Listenerfassung im Jahr 2014 veröffentlichten das Bundesamt für Kultur und ICOMOS Suisse einen Leitfaden, wie Gartendenkmäler verbindlich in Planungen aufgenommen werden können. Die kolossale Arbeit der vielen Freiwilligen wurde in einer Datenbank öffentlich und kostenlos zugänglich gemacht. Auch heute engagieren sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe Gartendenkmalpflege ehrenamtlich. Sie arbeiten an der Ausbildung von Fachleuten, betreiben eine Auskunftsstelle und publizieren zu verschiedenen Themen rund um die Gartendenkmalpflege. 

Noch ist die Arbeit von ICOMOS Suisse längst nicht zu Ende: Durch die Verdichtung innerhalb bestehender Siedlungsstrukturen geraten Gartendenkmäler zuweilen unter Druck. Dabei sind Grünräume wesentlich für eine qualitätsvolle Siedlungsentwicklung: Sie kommen dem Klima zugute, schaffen Raum für Biodiversität und erhöhen die Lebensqualität der Menschen. Es gilt also, sich weiterhin für den Schutz von (historischen) Gärten einzusetzen und das Wissen um deren Wert weiter zu verbreiten.


Die Sanierung des Anwesens Steinegerta in Liechtenstein zeigt beispielhaft, wie historische Gartenanlagen heutigen Ansprüchen angepasst werden können, ohne ihren Denkmalwert zu beeinträchtigen. Zum Bericht

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