Die Konservierbarkeit der Moderne

Manuel Pestalozzi
29. Juni 2015
Unter anderem wurde die Architekturfakultät von São Paulo ins Konservierungsproramm der Getty Foundation aufgenommen. Bild: © Nelson Kon

Die Getty Foundation ist ein Vermächtnis des amerikanischen Industriellen J. Paul Getty (1892-1976), dessen Name vor allem mit dem Kunstmuseum in Brentwood bei Los Angeles von Richard Meier bekannt ist. Der Stiftungszweck ist die Vermittlung und die Konservierung im Bereich der visuellen Künste.

Im vergangenen Jahr lancierte die Getty Foundaton das Programm «Keeping it Modern». Das Stipendienprogramm hat zum Ziel, Bauten des 20. Jahrhunderts zu konservieren. Es entstand aus der Erkenntnis, dass viele ikonische Werke aus der Pionierzeit in ihrem Fortbestehen gefährdet sind. Der Grund für den oft schlechten Zustand ist gemäss den Verantwortlichen der Getty Foundaton nicht selten gerade in ihrer Pionierhaftigkeit zu finden; häufig planten die Autorinnen und Autoren jener Werke mit neuen Konstruktionsmethoden und noch wenig geprüften Materialien, um neue Formen und räumliche Erlebnisse zu schaffen.

Sanierungskandidat der ersten Stipendienstaffel: Das Miami Marine Stadium des Schaleningenieurs Felix Candela. Bild: rhythmfoundation.com

In einer ersten Stipendienstaffel wurden 2014 10 Gebäude ausgewählt, neben anerkannten architektonischen Meisterwerken wie dem Opernhaus von Sydney, dem Salk Institute in La Jolla und Alvar Aaltos Sanatorium in Paimio befinden sich darunter auch Ingenieurwerke, wie die Jahrhunderthalle in Breslau und eine Tribüne am Wasser von Felix Candela. Der Betrag der einzelnen Stipendien variiert zwischen 40'000 und 200'000 US-Dollars. Erwartet werden dafür Sanierungs- und Unterhaltskonzepte, welche einen nachhaltigen Fortbestand und die Konservierung der ursprünglichen gestalterischen und konstruktiven Konzepte sicherstellen.

«Keeping it Modern» stösst offenbar auf eine grosse Resonanz. Dieses Jahr erhielten 14 weitere Bauten Stipendien unterschiedlicher Höhe für spezifische Sanierungs- und Konservierungsziele. Unter den Projekten befindet sich der Einsteinturm in Potsdam, den offenbar Feuchtigkeitsprobleme plagen, auch Het Schip, ein expressionistisches Werk der Amsterdamer Schule, wurde berücksichtigt. Ein hoher Betrag ging ausserdem an die Architekturfakultät von São Paulo, dessen lichtdurchlässiges Dach Probleme generiert. Ein umfassendes Sanierungs- und Unterhaltskonzept wird Bestandteil von Semesterprogrammen. Die Studierenden werden somit Gelegenheit erhalten, ihrem eigenen Haus analytisch auf den Zahn zu fühlen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Getty Foundation auch das Feedback aus den verschiedenen Projekten redigiert und der interessierten Fachwelt zur Verfügung stellt.

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