Ein Stück modernes Bern

Inge Beckel
24. Oktober 2013
Siedlungen Gäbeldach (Bild: derbund.ch)

Nach dem Studium an der ETH Zürich eröffneten Hans (1915–2003) und Gret (1917–2002) 1942 ein eigenes Architekturbüro in Bern, das sie bis in die 1980er-Jahre führten. Die verschiedenen Aufgaben, denen sie sich widmeten, zeigen Parallelen zum Konjunkturverlauf nach dem Zweiten Weltkrieg: zuerst Reihenhaussiedlungen, dann Verwaltungsbauten, Schulen, Gewerbe- und Bürobauten und schliesslich zahlreiche grosse Wohnüberbauungen im Westen Berns, bekannt sich besonders die Überbauungen Tscharnergut (1958–65, mit Lienhard + Strasser, E. Helfer, W. Kormann und E. Indermühle), Gäbelbach (1959–71, mit E. Helfer) sowie Bethlehemacker II (1968–74, mit K. & S. Maurer).

Die an Le Corbusiers Unités erinnernden Scheibenhochhäuser, mehrheitlich in Sichtbeton erstellt, sind ausdrucksstarke Zeugen einer Moderne, die sich einerseits das Bereitstellen von Wohnungen für breite Bevölkerungskreise (zu erschwinglichen Preisen) sowie gleichzeitig von durchgrünten und gut besonnten Stadtquartieren zum Ziel gesetzt hatte. Die Grössenordnung und die Konsequenz, wie das Ehepaar Reinhard Mitte des vorigen Jahrhunderts Hunderte von Wohnungen in verdichteten Siedlungen in der Agglomeration erstellt hat, sind für die Schweiz ungewöhnlich – vergleichbar wären wohl Bauten in der Umgebung von Genf oder auch Siedlungen von Ernst Göhner um Zürich (vgl. hierzu Normiertes Wohnen im Grünen).

Die Publikation:
reinhardpartner Architekten und Planer AG (Hrsg.): «Hans und Gret Reinhard. Bauten und Projekte 1942–1986», Sulgen 2013; CHF 88, ISBN 978-3-7212-0628-9; Bestellung hier

Tscharnergut (Bild: Reinhardpartner)

Andere Artikel in dieser Kategorie