In Basel soll ein wertvolles Kunstwerk verschwinden. Lässt sich das noch abwenden?

Manuel Pestalozzi
2. März 2022
Die Bemalung des Korridors ist herausragende, ortsgerechte «Gebrauchskunst». (Foto © Kanton Basel-Stadt)

 

Werner Panton (1926–1998) lebte mehrere Jahrzehnte in der Region Basel und hat dort auch Interieurs hinterlassen. In den 1970er-Jahren hatte er Gelegenheit, den Boden, die Wände und die Decke des fensterlosen Korridors zu bemalen, der das nächstgelegene Grossparkhaus mit dem Universitätsspital verbindet. Panton gliederte seine Arbeit in acht Sequenzen in den acht Spektralfarben. Unterbrochen werden diese durch wenige Abschnitte in Grautönen, in denen die Gestaltung das Auge etwas ausruhen lässt. Die Bemalung wurde im All-Over-Verfahren vorgenommen, ohne Unterscheidung also zwischen Boden, Wänden und Decke.

Mit dem Bau des neuen Klinikums 2 soll besagter Korridor nun verschwinden. Obwohl der Bebauungsplan zur Erweiterung des Universitätsspitals schon im Jahr 2015 vom Grossen Rat bewilligt wurde, leistet der Heimatschutz erst jetzt Widerstand. Allerdings ist das bedeutende Kunstwerk nicht mehr im Originalzustand: Die Farbe des Bodens wurde verändert und die originale Beleuchtung ersetzt. Auch erhielt das Werk «Konkurrenz» durch zahlreiche Werbeposter. Trotzdem ist die Bemalung nach Meinung des Schweizer Heimatschutzes aber vollständig erhalten und in erstaunlich gutem Zustand. Bei Pantons gestalterischem Eingriff handle es sich um eine seiner letzten noch erhaltenen Raumgestaltungen und um ein Exempel für seinen ganzheitlichen Designansatz, heisst es in einem kunsthistorischen Gutachten zu den Kunstwerken im jetzt noch bestehenden Klinikum 2, welches das Universitätsspital in Auftrag gegeben hat. Die Denkmalpflege hat den Denkmalwert der Panton-Passage schon 2006 erkannt, ohne dass sich dies aber bis jetzt auf die Planung des Neubaus ausgewirkt hätte.

Der Heimatschutz Basel und der Verein baukult appellieren an das Unversitätsspital, zu prüfen, wie die Panton-Passage innerhalb des Neubauprojekts erhalten werden könnte. Wenn sich dies als unmöglich erweist, fordern sie, diese umfassend und sachgerecht dokumentieren zu lassen (zum Beispiel mit einem Video in einer 3D-Dokumentation). Dabei wäre aus juristischen Gründen selbstverständlich eng mit den Erben von Verner Panton zusammenzuarbeiten. Im Fokus stünde ein originalgetreuer Nachbau des Ganges als Kunstinstallation. Unterstützung kommt auch von Rolf Fehlbaum. Der Gründer des Vitra Design Museums lernte Verner Panton Anfang der 1960er-Jahre kennen und war an der Entwicklung des «Panton Chair» beteiligt. «Dieses Zeugnis einer revolutionären Gestaltungsidee wird im Zuge des Neubaus des Klinikum 2 verschwinden, wenn die Baupläne nicht im Hinblick auf eine Erhaltung angepasst werden», mahnt Fehlbaum, «das wäre ein Verlust für Basel und ein Verlust für die Designwelt». Die Baubewilligung für das Vorhaben Klinikum 2 ist noch nicht erteilt. In der Hoffnung, das Kunstwerk noch retten zu können, wurde eine Petition lanciert.

 

Die Bemalung gliedert den Korridor in mehrere Abschnitte. (Foto © Schweizer Heimatschutz)

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