Kochen und Wohnen

Juho Nyberg
19. Januar 2011
Bild: orea-kuechen.ch

Die Ausweitung der Komfortzone geschieht im Herzen des Hauses: Seit das Kochen von der - mehr oder weniger - schlichten Zubereitung einer Mahlzeit zu einer populärkulturellen Veranstaltung erhoben worden ist, gehört das Zurschaustellen einer leistungsfähigen Küche und deren räumliche Einbindung in die Wohnräume zum gestalterischen Grundwortschatz jedes Architekten. Vom Publikum und den Herstellern wird dieser Trend gefordert und gefördert, so dass es mittlerweile zum «common sense» gehört, dass eine (halb-) offene Küche in jedem Wohnobjekt steht. Die Notwendigkeit seitens der Nutzer - besser: der Bewohner - sei hier grundsätzlich infrage gestellt. Denn kochten alle Grossküchenbesitzer in der Qualität, die ihre kulinarische Spielwiese insinuiert, wäre die Schweiz schon seit geraumer Weile ein Land der Drei-Sterne-Köche. Der Realität näher kommt wohl, dass an vielen Orten ein grosser Kühlschrank, ein Telefonanschluss und ein Mikrowellenherd das tägliche Bedürfnis bereits erfüllen würden. Doch ebenso wie die Freizeitköche selbst blenden auch die Küchenbauer diese Realität aus. Stattdessen treiben sie die Verwebung von Küche und Wohnraum weiter, dies mit mitunter sehr ansprechenden Ergebnissen. Die neu zum Küchenanbieter AFG-Küchen zusammengefassten Piatti, Forster und Warendorf (alle gehören zur AFG Arbonia-Forster Holding) bieten auf unterschiedlichen Preisniveaux Küchen in jeder Grösse und Form an. Die Toplinie Warendorf bespielt die Küche mit derart hochwertig materialisierten Möbeln, dass man sich tatsächlich in einem durchdesignten Wohnzimmer wähnt. Gebrauchstauglichkeit traut man schon eher dem Klassiker des Konzerns, der Forster Stahlküche zu, die übrigens seit kurzer Zeit vollständig überarbeitet fit fürs dritte Jahrtausend gemacht worden ist. Neu auf dem Markt ist das Muotataler Unternehmen Orea Küchen. Auch sie verweben Küche und Wohnzimmer zu einem fliessenden Ganzen, ja sie gehen sogar noch weiter und bieten aus derselben Designlinie entstammend sogar Schränke an. Doch auch die Küche selbst befindet sich im Wandel: Gemeinsam mit einem Hifi-Anlagen-Produzenten verwandelt sich die Küche dank in die Front integrierter Lautsprecher in eine beschallte Lounge und also in einen Treffpunkt, an dem man sich auch nur bei Oliven und Champagner treffen kann. Getreu dem Liedertitel von Jona Lewie: «(You'll Always Find Me in the) Kitchen at Parties».

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