Momentaufnahmen eines Prozesses

Manuel Pestalozzi
10. November 2016
Wässerwies, was wird aus dir? Der Sportplatz bei den Tannen und die alte Turnhalle sollen von einem neuen Uni-Zentrum geschluckt werden. Bild: Manuel Pestalozzi

Der letzte wichtige öffentliche Termin der Projektverantwortlichen war der vergangene Freitag. Die Planungs- und Baukommission des Zürcher Kantonsrates gab damals bekannt, dass sie dem Antrag der notwendigen Richtplanänderung zustimmt. Das Parlament wird anfangs des kommenden Jahres dieses Geschäft behandeln.
 
Bürgerinnen und Bürgern, die der Einladung in den Hörsaal der Universität Zürich folgten, konnte nun der Eindruck vermittelt werden, dass man mit der Umsetzung des Generationenprojekts einen Schritt weiter ist und sich verstärkt Randanliegen wie Verkehr oder Quartierverträglichkeit widmen kann. Die Massenverteilung und die innere Wegführung, die 2014 der Öffentlichkeit als dreidimensionaler Masterplan präsentiert wurde, gilt offenbar – mit geringfügig reduzierten Volumen – als «gesetzt».
 
Es ist nun ernsthaft mit einer Verdichtung und einem Massstabssprung im Hochschulgebiet Zürich Zentrum zu rechnen. Am Anlass war zu erfahren, dass als erstes für den Kernbau Ost, der Eingangstrakt des neuen Universitätsspitals an der Gloriastrasse, und das Zentrum der Universität Zürich auf der als Sportplatz genutzten Wässerwies konkrete Architekturprojekte gesucht sind. Die entsprechenden Wettbewerbe sollen im kommenden Jahr ausgeschrieben werden.
 
Die Verantwortlichen setzen grosse Hoffnungen auf die Entwurfsteams. Von deren Können hängt in ihren Augen die Akzeptanz des ganzen Generationenprojektes ab. Um der Gestaltung möglichst grosse Freiräume zu gewähren, wollte man sich nicht auf ganz konkrete Höhenbegrenzungen im Richtplan festlegen, erklärte Peter E. Bodmer, als Projektleiter Berthold verantwortlich für den Bereich Universitäre Medizin. Beim Universitätszentrum lässt sich diese Hoffnung ohne weiteres nachvollziehen. Auf Anfrage war zu erfahren, dass die Finanzierung dieses Projektes dem fakultativen Referendum unterliegt, was der Bevölkerung des Kantons Zürich die Möglichkeit gibt, über das Vorhaben an der Urne zu entscheiden.
 
Etwas anders muss die Situation auf dem Kernareal Ost beurteilt werden. Hier ist ein basisdemokratischer Prozess ausgeschlossen, da das Universitätsspital als selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt die Finanzierung über den Kapitalmarkt bewerkstelligen soll. Ausserdem wird für die Planungsteams der Gestaltungsspielraum ganz wesentlich enger sein. Spitalplanerische Vorgaben und die Tatsache, dass die Neubauetappe die Klinik bei laufendem Betrieb ergänzen muss, schränken die Bewegungsfreiheit erheblich ein. Diese Erkenntnis stärkt die Vermutung, dass Spitalbau nicht Städtebau sein kann und vielleicht auch keine Architektur ist, sondern ein Prozess für sich.

Visualisierung mit dem neuen Spitalpark links der Gloriastrasse und dem Studienzentrum auf der Wässerwies. Bild: nightnurse images

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