Sobeks «elektrische Stadt»

Manuel Pestalozzi
6. Oktober 2015
Wer oder was emittiert hier noch? Nichts und niemand, sagt diese Vision. Bild: Werner Sobek

Den Schlüssel zum Erfolg sieht der anerkannte Nachhaltigkeitsexperte Werner Sobek in der vollständigen Versorgung sämtlicher Gebäude und Fahrzeuge mit regenerativen Energiequellen. «Technisch ist das bereits heute problemlos machbar», sagt er. Allerdings erfordere eine solche «elektrische Stadt» zwingend den Schulterschluss von Automobil- und Bauindustrie. Der hochangesehene Architekt und Bauingenieur ist optimistisch. «In beiden Branchen gibt es wegweisende Entwicklungen, die zur Emissionsfreiheit beitragen», erklärte Sobek anlässlich der Verleihung des Fritz-Leonhardt-Preises im vergangenen Juli. Die Automobilindustrie treibt den Bau immer leistungsstärkerer und langlebigerer Akkus voran, während die Baubranche an Lösungen wie einer nachrüstbaren Gebäudeautomation arbeite, die den Energieverbrauch bestehender Gebäude innerhalb sehr kurzer Zeit spürbar verringern kann. Seine Vision rechnet mit Häusern, die in der Fassade und auf dem Dach Energie erzeugen und diese unter anderem an die Fahrzeuge der Nutzerinnen und Nutzer abgeben. Die in der Zwischenzeit aufgetretenen Dieselprobleme von Volkswagen könnten die Entwicklung im Sinne Werner Sobeks vielleicht beschleunigen.
 
Dennoch bleibt die Frage: Wer macht mit? Entwicklung und Forschung sind zu begrüssen, doch darüber hinaus braucht es ein Publikum, das reagiert. Der Anlass, im Sinne Werner Sobeks zu handeln, ist nach wie vor gering, ein Gebot der Not gibt es in diesem Bereich nicht. Deshalb ist es unter den gegebenen Umständen fraglich, ob man mit neuen Regelwerken, Vorschriften oder Förderungsbatzen eine Entwicklung im Sinne Werner Sobeks in die Wege leiten kann. Der Hinweis auf eine sich verdüsternde energetische Zukunft reicht nach bisherigen Erfahrungen nicht aus, um den wertvollen Argumenten den notwendigen Schub zu geben.
 

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