Transparente Wasserbrücke

Manuel Pestalozzi
20. August 2015
Bilder: Eco World Ballymore

Embassy Gardens, das tönt edel und wie ein Beitrag an die heiss diskutierte Gentrifizierung der britischen Metropole. An diesem Verdacht könnte etwas sein: Das Standortquartier Nine Elms, südlich der Themse gelegen, quasi im Schatten der stillgelegten Battersea Power Station mit ihren vier hautfarbenen Schloten, darf eine fundamentale Umwandlung erwarten. Gemäss wikipedia.org wird die Botschaft der USA aus dem legendären Saarinenbau hierher zügeln. Die Holländer ziehen nach und auch von den Chinesen wird gemunkelt, dass sie ihre Vertretung nach Nine Elms verlegen möchten.
 
Somit ist schon der Name der Überbauung erklärt und die Preisklasse der geplanten Wohneinheiten in den Embassy Gardens angedeutet. Es muss den Leuten etwas geboten werden. Beispielsweise ein Spa mit Sommerbar und Orangerie auf dem Dach, das freie Sicht auf das Parlament in Westminster und das London Eye gewährt. Zur Dachlandschaft gehört auch der Sky Pool, den der Entwickler der Anlage Eco World Ballymore plant. 25 Meter lang soll er werden, 5 Meter breit und ganze 3 Meter hoch, wobei die Wassertiefe auf 1,2 Meter veranschlagt ist. Damit wären auch Schweizer Regeln für minimale Brüstungshöhen eingehalten.

Der Sky Pool soll vollkommen transparent sein und 35 Meter über dem Boden gemeinsam mit einer Fussgängerpasserelle zwei Gebäude miteinander verbinden. Details über die Konstruktion sind leider noch keine bekannt, die Beteiligung des berühmten Ingenieurbüros Arup Associates deutet aber an, dass die Idee ernst gemeint ist. Mit von der Partie sind auch die Ingenieure von Eckersley O’Callaghan, die mit gross dimensionierten Glaskonstruktionen Erfahrung haben, und eine Firma, die auf Aquarien spezialisiert ist. Denn in der Tat ist der Sky Pool eher ein Aquarium als ein konventionelles Schwimmbecken.
 
Das Projekt mutet brachial an, es könnte aber bei der Anwendung von Glas als Strukturelement zu neuen Erkenntnissen führen. Und auf jeden Fall weckt es schon jetzt die Phantasie. Man muss nicht Alfred Hitchcock heissen um sich die wildesten Szenarien bei jeder Tag- und Nachtzeit, in jeder Wind- und Wetterlage vorzustellen. Ob die Transparenz zu neuen Formen zwischenmenschlicher Interaktion führen wird, bleibt abzuwarten. Zuerst wird sich jemand in das Brückenbecken wagen müssen.

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