Vom Spital zur Wohnmaschine?

Manuel Pestalozzi
29. Juni 2015
Diese Skizze zeigt, wie das Felix-Platter-Spital zum Ort des Zusammenlebens werden könnte. Bild: Wouter Homs, Neustartschweizbasel.ch

Das alte Spital ist ein Werk der Architekten Fritz Rickenbacher und Walter Baumann. Es wurde 1967 fertiggestellt und ist ein markanter Zeuge der letzten Phase der Hochkonjunktur. Wie ein Ozeandampfer steht der achtgeschossige, von einem Attikageschoss gekrönte Riegel beim Luzernerring, nordwestlich des Stadtzentrums. Die Balkone, die sich in den Obergeschossen über die ganze Stirnseite erstrecken und in einem zentralen Knick zusammenlaufen, verstärken das nautische Flair. Eine Rasterfassade aus Betonstegen gliedert zusammen mit den gesimsartigen Deckenstirnen das grosse Volumen und mindert seine Wucht.

Der Schweizer Heimatschutz nahm den Felix Platter-Spital 2009 in seinen Stadtführer Basler Architektur der 1950er und 1960er Jahre, Auswahl 2 auf. Laut Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) ist es ein «architektonisches Meisterwerk mit grosser Fernwirkung». Seine Fassade wurde 2010 saniert.

Bild: Bruno Thüring, Denkmalpflege Basel-Stadt

Da das Spital nicht mehr den aktuellen Anforderungen genügt, wurde im vergangenen Jahr ein Wettbewerb durchgeführt. Das Neubauprojekt, das auf einem anderen Teil des Areals errichtet wird, stammt von der Arbeitsgemeinschaft «ARGE HandinHand» (BAM Swiss AG, Basel / BAM Deutschland AG, Stuttgart / Marti Generalunternehmung AG, Bern) mit den Architekten wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main (D) und Holzer Kobler Architekturen, Zürich. Baubeginn soll im Juli sein.

Zur Frage nach dem Schicksal des alten Spitalbaus war im Dezember 2014 zu erfahren, dass es zu Wohnzwecken umgenutzt werden soll. Ende März 2015 las man dann, dass die Basler Regierung, der das Gebäude gehört, das freiwerdende Areal im Umfang von 36'000 Quadratmetern vollumfänglich dem genossenschaftlichen Wohnungsbau zur Verfügung stellen möchte. Das Hauptgebäude und die beiden Personalhäuser, die mit ihm zusammen geplant und realisiert wurden, sollen abgebrochen werden. Einen Schutzantrag der Denkmalpflege lehnte die Regierung ab. Der Schweizer Heimatschutz Basel und der Bund Schweizer Architekten Basel setzen sich für den Erhalt des Gebäudes ein.
 

Das umgenutzte Spital könnte als Quartiersschwerpunkt nach der Vorstellung der Bau- und Wohngenossenschaft LeNa auf die ganze Umgebung ausstrahlen. Bild: Wouter Homs, Neustartschweizbasel.ch

Schliessen sich der Erhalt des Spitals und genossenschaftlicher Wohnungsbau wirklich gegenseitig aus? Nein, findet die Bau- und Wohngenossenschaft LeNa (lebenswerte Nachbarschaft). Sie präsentiert konkrete Vorschläge, wie sie dem Bau neues Leben einhauchen will. «Es ist nicht nötig, das Spital abzureissen», sagte LeNa-Mitglied und Architekt Matthias Felber der Zeitschrift 20 Minuten. Es sei schlichtweg ökologischer, das Gebäude stehen zu lassen, «statt die Abrissbirne kommen zu lassen und den ganzen Bauschutt mit Baggern abzutransportieren». Zudem käme die Instandhaltung des bestehenden Spitals um «geschätzte 20 Prozent günstiger als ein Neubau», sagt Architektin Barbara Buser. Als Miteigentümerin des «baubüro in situ» hat sie Erfahrung mit der Umnutzung grösserer Gebäudekomplexe und würde den Umbau gerne vornehmen.

Zum vorgeschlagenen Umnutzungskonzept gehören Clusterwohnungen, in denen man sich Zimmer mieten und die Gemeinschaftsräume mit anderen teilen kann. Angebote wie ein Gemeinschaftsgarten, ein Kinderhort, eine Bibliothek, eine Carsharing-Station und Ateliers würden den Ozeandampfer fest im Quartier verankern. Finanziert werden soll das Projekt grösstenteils von einer Bank sowie einer Stiftung, die der Genossenschaft unter die Arme greifen will.

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