Dichte auf der grünen Wiese - Siedlung Ruggächern
19. Juni 2007
Trotz der hohen Dichte der Siedlung Rugg-ächern stehen den Bewohnern grosse Freiflächen zur Verfügung.
(Fotos: Nick Brändli)
Neben Neu-Oerlikon und dem Gebiet Leutschenbach entsteht in Zürich Nord ein weiteres Quartier: In Affoltern liegt das drittgrösste Entwicklungsgebiet der Stadt Zürich. Alte Industrieareale und grüne Wiesen werden in den nächsten Jahren gemäss einem städtischen Quartierplan bebaut. Es entstehen Wohnungen für rund 5000 neue Bewohner. Bereits fertig gestellt ist die Siedlung Ruggächern der ABZ Allgemeine Baugenossenschaft Zürich. Für die Architektur der 14 Häuser zeichnet das Büro Baumschlager & Eberle verantwortlich. Zwei Drittel der 278 Wohnungen haben 4 ½ oder 5 ½ Zimmer und erfüllen die Forderung der Stadt Zürich nach Familienwohnungen. Ein Haus mit 2 ½- und 3 ½-Zimmer-Wohnungen ist für ältere Menschen konzipiert. Modulare Grundrisse ermöglichen verschiedene Nutzungen. In den Erdgeschossen befinden sich die Gemeinschaftsräume, Ateliers und Waschküchen, die als Treffpunkt für die Bewohner gedacht sind.
Bis anhin markierte die Bahnlinie den Stadtrand, nun beginnt das dicht besiedelte Gebiet nördlich der Bahn Richtung Katzensee weiterzuwachsen. Baumschlager & Eberle nehmen das Thema des Übergangs Stadt-Land innerhalb der Siedlung wieder auf: Vier- bis sechsgeschossige Häuser stehen im terrassierten Aussenraum. Auffällig sind die Fassaden aus rotem Ziegelstein, die die Häuser deutlich von einer Durchschnittssiedlung mit Aussenputz abheben. Die Fassade ist kostspielig, hat dafür aber eine Lebenszeit von über hundert Jahren - bei tiefen Unterhaltskosten. Ihre Gestaltung ist, analog zu jener der Umgebung, sehr lebendig: Versetzt angeordnete, raumhohe Fenster lockern die grossen Volumen auf. Das Sichtmauerwerk ist in einem wilden Verbund gemauert, auch die tiefen Fensterleibungen strukturieren die Fassade. Um die Tiefe von 40 cm zu erreichen, wurde die Hinterlüftung auf 7 cm erhöht, was bautechnisch nicht nötig gewesen wäre. So entsteht ein stattlicher Aussenwandaufbau von 57 cm. Dies bringt keine Nachteile, da im Kanton Zürich die Aussenwand nicht in die Berechnung der Ausnutzung einfliesst.
Die rote Ziegelsteinfassade hebt die Häuser von Durchschnitts-Siedlungen mit
Aussenputz ab. Unregelmässig angeordnete Fenster mit tiefen Laibungen lockern die kompakten Volumen auf.
Die Häuser haben eine Gebäudehüllzahl von 0,93. Dieser gute Formfaktor hat energetische Vorteile: Er ermöglicht den tiefen Energieverbrauch von 20 kWh / m² für Heizung und Lüftung - das bei einer moderaten Dämmstärke von 21 cm. Beinahe gleich viel Energie benötigt die Wassererwärmung. Ein raffiniertes System liefert die Wärme: Der Abwasserkanal, der an der Siedlung vorbeiführt, ist auf 54 m Länge mit Wärmetauschern ausgerüstet, die eine Wärmepumpe speisen. Mit der Energie aus dem Abwasser wird ein Grossteil des Warmwassers und ein Teil der Heizwärme erzeugt. Wichtig ist, dass die Bedingungen in der Kläranlage nicht durch eine zu tiefe Wassertemperatur gestört werden. Um das zu verhindern, kann der Klärwärter den Wärmeentzug aus dem Abwasser jederzeit ausschalten. Dann übernehmen zwei Gaskessel die gesamte Wärmeproduktion. Christine Sidler | www.findepetrole.ch
In die anthrazitfarbenen Bleche vor den Balkonen sind unregelmässige Lochmuster gestanzt - auch nachts ein schönes Bild, wenn das Licht nach aussen dringt.
Fünf längere Zeilenbauten umrahmen die Siedlung und schirmen die neun Punkthäuser von der Bahnlinie ab.
Die Grundrisse zeigen die 4 1/2- und 5 1/2-Zimmer-Wohnungen. Zwei Drittel der 278 Wohnungen sind Familienwohnungen nach Anforderungen der Stadt.
Siedlung Ruggächern
Zürich
2007
Bauherr
ABZ Allgemeine Baugenossenschaft
Zürich
Architektur
Baumschlager & Eberle
Vaduz
Landschaftsarchitektur
Blau und Gelb
Rapperswil
Generalunternehmung
Allreal
Zürich
Baukosten
93 Mio CHF
(BKP 1–5)